Verkomplizitis


Nachdem Johannes dann verhaftet worden war, ging Jesus nach Galiläa und verkündigte dort die gute Botschaft von Gott. Er sagte dabei: "Es ist jetzt so weit, die Herrschaft Gottes ist nah. Ändert eure Einstellung und glaubt diese gute Botschaft!" 
Markus 1:14-15 - Neue Evangelistische Übersetzung

Die "Gute Botschaft von Gott", also das Evangelium ist eine einfache Botschaft. Jesus sprach dort in Galiläa zu Fischern, Bauern, Winzern, Handwerkern und vielen anderen, alles zusammen genommen eher bodenständige und nüchtern pragmatisch denkende Menschen.
Die Bildungselite, die von Jerusalem kam um Jesus zu hören, hatte eher ihre Probleme mit ihm.  Seine Botschaft war zu "billig", zu "einfach". Die Botschaft Jesu war so einfach, das er davon ausging, das selbst Kinder sie annehmen können und durch sie zum ewigen Leben gerettet werden können.

Hört, was ich euch sage: Wer sich die neue Welt Gottes nicht wie ein Kind schenken lässt, dem bleibt sie verschlossen.« 
Lukas 18,17 - Hoffnung für Alle Übersetzung

Im Gegensatz dazu war die Botschaft der Pharisäer und Schriftgelehrten kompliziert. Bei ihr mussten viele Texte und Regeln und ihre konkrete Anwendung gelernt werden. Regeln darüber, wie man einen Esel besteigen darf, wie man welche Gerichte kochen darf und selbst wie man die Gerätschaften nachher reinigen muss. Eben WIE man WAS tun MUSS um Gott zu gefallen. Der ganze Alltag war durch Regeln, die es zu lernen galt, geregelt. Und wehe dem, der diese verstiess. Nicht nur das dieser dann ein Problem mit den Regelwächtern bekam, er wusste nun auch, dass er von Gott verstossen war.  

Als Jesus kam, stiess er dieses GESAMTE Regelwerk beiseite und reduzierte den Kerngedanken auf einen Regel-Satz:

Jesus antwortete: "'Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzem Verstand!' Das ist das erste und wichtigste Gebot. Das zweite ist ebenso wichtig: 'Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!' Mit diesen beiden Geboten ist alles gesagt, was das Gesetz und die Propheten wollen." 
Matthäus 22,37-40 Neue Evangelistische Übersetzung 

Was die meisten in unseren Tagen vergessen: Mit dieser neuen, alles andere zusammenfassenden Regel, machte Jesus die Schriftgelehrten überflüssig und nahm den Pharisäern die Elitestatus. Warum? Es machte die Schriftgelehrten überflüssig, da nun niemand mehr notwendig war, der über die Einhaltung aller Vorschriften wachte. Ebenso brauchte es auch niemanden mehr, der neue Auslegungsordnungen entwickelte denn die Formulierung war  selbsterklärend.

Es machte ebenso die Pharisäer überflüssig, denn es gab nun keine Elite mehr, die den Sonderstatus des "Wir können es einhalten-ihr nicht" inne hatten. Diese Regeln konnte nun jeder einhalten denn sie war von der Herzenshaltung abhängig, nicht von der Handlung . 

Mit dieser wesentlichen Vereinfachung hatten diese beiden Personengruppen natürlich ihre Probleme. Und wenn man es genau nimmt, hat Jesus das gemacht, was man den modernen Managern heute vorwirft: Er hat einen riesigen Dienstbereich wegrationalisiert. Übertragen auf unsere Gesellschaft: Es ist so als wenn unsere Gesetze abgeschafft würden, dann wären auch alle Staatsanwälte (Ankläger) arbeitslos, denn es gäbe niemanden mehr zu verklagen. Jesus hat zum einen vereinfacht, zum anderen in die Selbstverantwortung übertragen.

Wie sagte bereits Göthe dazu: Es verdreist die Menschen, dass das Geniale so einfach ist. Sie vergessen darüber, dass sie es erst einmal umsetzen müssen. 

Jesus Botschaft war für Menschen formuliert, die keine grosse Bildung hatten, und ganz sicher keine 10 Schuljahre hatten bis sie dann noch drei weitere in eine Berufsausbildung kamen. Sie kannten weitestgehend keine Fremdsprachen und kannten wenn überhaupt nur die Grundrechenarten. Darum sollten wir wieder diesen Blickwinkel niemals verlassen. Das Evangelium ist in seinem Inhalt eine GANZ EINFACHE BOTSCHAFT. Eine Botschaft, die jeder verstehen konnte, vom Kind bis zum Greis und die erstaunlicherweise jeden begeisterte, der sie hörte. Bis auf diejenigen, die sie verkomplizierten um sie damit für die breite Masse zu verschliessen. 

Weh euch, ihr Gesetzeslehrer und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Reich, das der Himmel regiert, denn ihr selbst geht nicht hinein, und die, die hineinwollen, lasst ihr nicht hinein. 
Matthäus 23,13 Neue Evangelistische Übersetzung

Auf meiner Suche nach der Freude am Evangelium habe ich mir auch diese Frage gestellt: Ist die Botschaft des Evangeliums vielleicht wieder, wie in den alten Tagen durch neue Schriftgelehrten, verkompliziert worden, damit es wieder einer "Regel-Kontroll-Elite" vorbehalten ist?  Wenn ich so manche Geschichten aus den Gemeinden höre muss ich zwangsläufig zu dieser Einschätzung kommen.

Möglicherweise finden wir sogar in dieser "neuen Verschliessung" die Ursache, das die Botschaft des Evangeliums heute keinen mehr vom Hocker reisst. Das keine Freudenstürme aufkommen wenn die Menschen davon hören. Es hat seine Klarheit und Einfachheit verloren. Wie sagte der kanadische Theologe Alan Roxbourgh vor einiger Zeit in einem Vortrag dazu: "Die Menschen in unseren Tagen kennen die Botschaft des Evangeliums nicht mehr, und wenn wir sie ihnen erzählen, verstehen sie sie nicht mehr". Dabei sollte doch alles ganz einfach sein. So einfach, das selbst kleine Kinder es verstehen können. Wie sagte Jesus: "Das Königreich Gottes ist nahe." Es ist so nahe gekommen, das wir es "im Glauben betreten" können. Diese "Land der Gnade", der "Ruhe", des "Friedens", der "Freude". Dieses Land ist so nahe, das du es jederzeit betreten kannst. Komm mit in diese wunderbare Land des Glaubens, das "Land der Ruhe".


Creative Commons LizenzvertragAlle Beiträge, auch ältere, erhalten Sie unter: Willkommen im Land der Ruhe
Dieser Beitrag von Pfr. Frank Vornheder ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen gestattet - International Lizenz 4.0. Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter http://land-der-ruhe.blogspot.ch erhalten.

Kommentare