Meine letzten Worte [Post 52]

Während ich diese Zeilen verfasse, ist es mitten in der Nacht, etwa viertel vor Vier, nach europäischer Zeit. Eingepfercht in einem engen Sitz und ohne grosse Beinfreiheit, befinde ich mich zusammen mit vielen anderen Menschen in einem riesigen, modernen Flugzeug. Seit einigen Stunden hocken wir so nun schon irgendwo im nirgendwo, mitten über dem atlantischen Ozean. Über den Kopfhörer höre ich gerade das Lied "Wish you where here", denke dabei an meinen Schatz daheim und wünschte ich wäre bei ihr. Während ich mir mit geschlossenen Augen das Lied anhöre, durchfliegt unser Flugzeug gerade eine grosse Unwetterfront und wird kräftig durchgeschüttelt. Immer wieder erleuchten die Blitze des Gewitters um herum die Kabinenfenster. Der Kino-Film auf den kleinen Fernsehern an der Kabinendecke wurde bereits schon vor einiger Zeit unterbrochen um uns nochmals anzuzeigen, wo die Sicherheitswesten versteckt sind und wie die Rutschen an den Notausgängen funktionieren. Ebenfalls zeigten sie uns in dem Film der Fluggesellschaft welche Sicherheitsmassnahmen im Falle einer Wasserlandung relevant sind. Dies alles erzeugt kein erbauliches Gefühl und ich wünschte, ich wäre einfach schon daheim. Aber weil ich weiss, dass solche Momente auch gleichermassen eine gute Zeit für besondere Kreativität sind, nehme ich mir meinen IPad zur Hand und beginne zu schreiben. Auch wenn es nur eine hypothetische Frage ist: Was sollte ich schreiben, wenn dies der letzte Post (Internet-Artikel) von mir wäre? Was, wenn ich nur noch einmal, ein letztes Mal etwas veröffentlichen könnte? Das Flugzeug hatte Internetverbindung, so dass zumindest die theoretische Möglichkeit bestünde etwas zu senden. Wir Prediger haben immer etwas zu sagen und können zumeist lange Vorträge über oft unbedeutende Kleinigkeiten halten. Wir schaffen es immer wieder spielend, uns in Nebensächlichkeiten und Details zu verlieren und gebrauchen dabei dann gerne ein Vokabular, dass zwar eine Kompetenz in alten Sprachen zeigt, aber für den Zuhörer eher unverständlich bleibt. Was nun, wenn ich nur noch ganz wenig zu sagen hätte und ich den Kern meiner Botschaft in ein bis maximal zwei ganz kurzen und gleichzeitig sehr klaren Sätzen sagen sollte? Das ist schwer! Dennoch hier mein unbeholfener Versuch:

Entdecke das grösste Geheimnis des christlichen Glaubens. Entdecke das Leben im "Land der Ruhe". Entdecke das "Ruhen in Jesus". 

Es gibt also noch eine besondere Ruhe für das Volk Gottes. Denn wer in diese Ruhe hineinkommt, wird sich von all seiner Arbeit ausruhen, so wie Gott von der seinen ruht. Wir wollen deshalb alles dransetzen, zu dieser Ruhe zu gelangen, (Hebräer 4:9-11a NBH)

Vielfach wird angenommen und gepredigt, dass es sich bei diesem Ort um die Ewigkeit beim Vater handelt und wir alles daransetzen sollen (darum hart arbeiten sollen) dort am Ende unserer Tage anzukommen. Doch ich habe es anders erlebt: DIESE RUHE IST HIER UND JETZT ZUGÄNGLICH. Sie ist für jeden Christen ohne harte Arbeit und ohne krampfen zugänglich. Gerade ohne Arbeit, denn es ist eigentlich das Gegenteil vom "kämpfen und ringen um ...", denn es ist ein "Ruhen in  ...". Der Autor des Hebräer-Briefes lädt uns sogar ein permanent in ihr zu leben. So habe ich es selber erfahren, dieses Leben in seiner Ruhe,  und werde nicht schweigen, sondern es immer und immer wieder bezeugen. 

Dieser Ort ist derselbe, wie der, 
den Maria gefunden hatte als sie zu Jesu Füssen sass und seine Worte hörte. Das Geschehen berichtet von den beiden Frauen, die BEIDE durch Glauben an den Christus gerettet waren. Aber nur eine hatte die "Ruhe in Christus" gefunden, während die andere noch ihren "Toten Werken(2)" unterwegs war. Lange hatte ich angenommen, dass es sich bei der Erzählung von dieser Begebenheit um eine Darstellung verschiedener Persönlichkeiten handelte, musste aber dann feststellen, dass es sich um einer Beschreibung von "Orten" handelt. Zum einen der Glaubensort "In seiner Ruhe" zum anderen der Glaubensort "In toten Werken".  

In einem Gleichnis von den beiden verlorenen Söhnen beschreibt Jesus dieselben Haltungen. Der heimgekehrte Sohn gefunden hatte den Ort gefunden, als er mit dem Vater seine Heimkehr feierte, und NICHT zu seinem Bruder auf den Acker seiner "toten Werke" ging um dem Vater zu beweisen "wie gut er nun nach seiner Bekehrung  ist". Durch diese Haltung konnte er den Vater in aller Fülle geniessen, während der daheim gebliebene Sohn in seinen Werken am "krampfen" war. Die Parallele zu Maria und Martha drängt sich unweigerlich auf.   

Während diese beiden biblischen Berichte  die Orte und Zustände beschreiben, geht Jesus in dem Gleichnis vom Weinstock und den Reben weiter. Er sagt dort das wir ohne die Verbundenheit mit ihm nichts tun können:

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. (‭Johannes‬ ‭15‬:‭5‬ SCH2000)

Natürlich sind Menschen auch ohne die Verbundenheit mit Christus in der Lage irgend etwas zu beschicken. Es gibt ebenso viele sehr erfolgreiche Menschen die Nicht-Christen sind, wie es charakterlich gute Menschen gibt, die Christus noch nicht angenommen haben.     Der Weinstock ist der Ort an dem wir Frucht, bringen OHNE die eigenen Anstrengungen alleine durch die Verbindung zu Jesus. Der Ort, an dem das krampfen um ein wenig mehr Gerechtigkeit, Sündlosigkeit und Heiligkeit ein Ende findet weil Jesus alles bereits getan hat. 

So steht  jeder von uns immer wieder vor der Wahl: Entweder auf dem Acker des daheim geblieben Bruders um die Anerkennung und die Grosszügigkeit des himmlischen Vaters zu ringen, oder in der Gegenwart des himmlischen Vaters zu ruhen. Diese Grund-Haltung des Glaubens könnte unterschiedlicher nicht sein. Sie ist sogar oftmals körperlich spürbar, denn Gelassenheit und Geborgenheit trotz schwieriger Zeiten sind Gefühle, die Auswirkungen auf die körperliche Befindlichkeit haben. Auch das soziale Umfeld kann solche innere Haltung wahrnehmen und reagiert vielfach darauf da es ist ein sichtbarer Unterschied ob jemand im "Hamsterrad des Lebens" steckt, oder in der "Gelassenheit aus der Gegenwart Gottes" unterwegs ist. Es ist DEINE freie Wahl und Entscheidung. Darum, wenn ich dies meine letzte Botschaft wäre, würde ich eine Einladung formulieren: Entdecke das "Land der Ruhe", denn es gibt nichts wichtigeres im Leben eines Christen. Sage nicht ich, sondern der Autor des Hebräerbriefes:

So laßt uns denn Eifer zeigen, in diese Ruhe einzugehen, ..... (Hebräer 4:11 GANTP)



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