Bekommt wer mehr betet auch mehr von Gott? [Post 118]

In dem heutigen Beitrag geht es um das Gleichnis Jesu über die arme Witwe und dem ungerechten Richter und die Frage, ob der mehr von Gott bekommt, der mehr betet?  

Wie wichtig es ist, Gott unermüdlich um alles zu bitten, machte Jesus durch ein Gleichnis deutlich: »In einer Stadt lebte ein Richter, dem Gott und die Menschen gleichgültig waren. Tag für Tag bestürmte ihn eine Witwe mit ihrer Not: ›Verhilf mir doch endlich zu meinem Recht!‹ Immer wieder stieß sie bei ihm auf taube Ohren, aber schließlich sagte er sich: ›Mir sind zwar Gott und die Menschen gleichgültig, aber diese Frau lässt mir einfach keine Ruhe. Ich muss ihr zu ihrem Recht verhelfen, sonst wird sie am Ende noch handgreiflich.‹« Und Jesus, der Herr, fügte hinzu: »Ihr habt gehört, was dieser ungerechte Richter gesagt hat. Meint ihr, Gott wird seinen Auserwählten nicht zum Recht verhelfen, wenn sie ihn Tag und Nacht darum bitten? Wird er sie etwa lange warten lassen? Nein! Ich versichere euch: Er wird ihnen schnellstens helfen. Die Frage ist: Wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde überhaupt noch Menschen finden, die diesen Glauben haben?« (‭Lukas‬ ‭18‬:‭1-8‬ HFA)

Wenn man diese Geschichte liest, könnte man meinen wir Jünger Jesu müssen nun mit unseren Anliegen permenent bei Gott auflaufen. Am besten eine Liste der unerfüllten Gebetsanliegen machen und diese solange im Gebet vor Gott bringen, bis sie seine Erhörung finden und Gott gibt was wir benötigen. Ist dies wirklich richtig? Wenn dies wirklich so wäre, dann müsste ich nun empfehlen dreimal täglich gen Jerusalem zu beten und die Anliegen immer und immer wieder zu wiederholen. Aber ich tue es nicht, da Jesus eine andere Vorstellung von Gebetsleben hat und diese in seinen Reden auch sehr deutlich zu Tage tritt. Der Verständnisfehler in dem oben genannten Gleichnis liegt darin, das viele meinen sie müssten Gott nun bestürmen wie die Witwe den Richter bestürmt. Aber das Gegenteil ist der Fall. Jesus sagt doch zu deutlich: "Nein, schnellstens wird er helfen...".  Dieses Gleichnis ist eine Gegenüberstellung, ein Gegensatzgleichnis. Dies wird bereits zum Anfang im Verständnis der Gerechtigkeit deutlich. Der weltliche Richter kümmerte sich nicht um Gerechtigkeit, während Gottes Gerechtigkeit die höchste ist die wir kennen. Der himmlische Vater ist somit das Gegenteil von dem beschriebenen Richter, "er wird schnell helfen", steht geschrieben. 
An zwei Stellen des Gleichnisses steht von unermütlichem Gebet geschrieben. Einmal in diesem Wortlaut, einmal indem sie "Tag und Nacht" beten. Hier geht es nicht darum Gott immer wieder mit den gleichen Dingen zu kommen. Gott ist schliesslich nicht schwerhörig, oder vergesslich. 

Das Gegenteil ist eher der Fall. 

Wenn Gott sogar das Gras so schön wachsen lässt, das heute auf der Wiese grünt, morgen aber schon verbrannt wird, wie könnte er euch dann vergessen? Vertraut ihr Gott so wenig? Zerbrecht euch also nicht mehr den Kopf darüber, was ihr essen und trinken sollt! (‭Lukas‬ ‭12‬:‭28-29‬ HFA)

Jesus weist seine Jünger darauf hin, dass Gott ganz genau weiss, was wir bedürfen und er uns nicht vergessen wird. Bei den Aussagen in dem Gleichnis vom  ungerechten Richter geht es also nicht um das permanente repitieren unserer Alltagssorgen. Niemand erhält von Gott mehr, nur weil er ihn öfter mit seinen persönlichen Anliegen bestürmt hat.   

Jesus hat eine andere Vorstellung von Gebet. Ihm geht es um die pernanente Verbundenheit mit dem himmlischen Vater durch den Heiligen Geist in uns. In dieser Verbundenheit weiht er uns in seine Pläne und Absichten ein (Joh.15,15), die wir in unserem Leben umsetzen sollen (Eph.2,10). Solches ist ein rechtes Gebet, dass die Absichten Gottes erkennt und weis was zu tun ist. In dem Gleichnis mit dem Richter lehrt Jesus seine Jünger mit dem Vater verbunden zu bleiben. 


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