Freiheit in Christus [Post 120]


Denn ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder; (Galater 5:13 SCH2000)

Die Befreiung des unwerten Astes
Wie verhält es sich mit der Freiheit, die wir in Jesus erhalten haben? Um dieses leichter verständlich zu machen, möchte ich mich eines Bildes bedienen, dass Paulus bereits in dem Brief an die Römer verwendet hat. Im Römerbrief Kapitel 11 vergleicht der Apostel einen Menschen mit einem Ast. Bei der Bekehrung zu Jesus wird dieser von seinem natürlichen Baum abgeschnitten und in den edlen Ölbaum Gottes eingepropft. 
Paulus bedient sich hier eines Beispieles aus der Landwirtschaft in dem er die Befreiung und Erneuerung eines Menschen durch Jesus mit einem Veredelungsprozess, insesondere bei Obstgehölzen, vergleicht. Zur Zeit Jesu, und vermutlich bis heute, werden oftmals in eine Wurzel eines qualitativ schlechten Ölbaums Zweige eines guten Ölbaums eingepfropft. Diesen Vorgang nennt man “Veredeln”. In der Skizze oben aufgezeigt, die Variante des Einpfropfens. Die Früchte wurden dadurch qualitativ und mengenmässig besser. Paulus kehrt in seinem Bild diese Sache um und es werden schlechte Zweige in eine gute Wurzel eingepflanzt (Was sicherlich auch in der Natur möglich wäre, aber keinen Sinn macht). Die natürlichen Zweige sind das Volk Israel, die fremden Zweige die Heidenchristen. Für uns ganz konkret bedeutet dies, dass Paulus uns mit einem unwertem Gehölz vergleicht, das in den edlen Ölbaum Gottes eingesetzt wird. Auch in anderen Passagen seiner Briefe verwendet er den Begriff des "in Christus sein" um unseren neuen Stand des Glaubens zu beschreiben. Durch diesen ererben wir einem adoptierten Kind gleich den Segen Gottes auf ganzer Linie, aber unverdient. 


Wenn aber etliche der Zweige ausgebrochen wurden und du als ein wilder Ölzweig unter sie eingepfropft bist und mit Anteil bekommen hast an der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums, (Römer 11:17 SCH2000)

Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum herausgeschnitten und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, ...... (Römer 11:24 SCH2000)


Die Verwandlung des Zweiges
Mit diesen Vergleich beschreibt Paulus unser abtrennen von unseren alten Abstammung, aus Adam. Einer Abstammung die Unwert ist, und die keine Zukunft hat. Darum ist unsere Abtrennung von diesem unwerten Gehöltz einer Befreiung hin zu einer guten Zukunft. Ein unwerter Ast, ohne Recht und Anspruch, wird in einen edlen Ast eingepfropft und hat damit eine Zukunft zum ewigen Leben ererbt. ABER dabei wird etwas wesentliches sehr häufig übersehen. In dem Moment, in dem der Ast frisch eingepfopft wird, hat er immer noch die Beschaffenheit des unwerten Strauches. Er hat immer noch seine alte Zellstruktur und seine biologische Zusammensetzung. Er ist NICHT mit dem Moment des einpfropfens ein Zweig des Ölbaums geworden, sondern immer noch der Alte. Die Veränderung des Zweiges geschieht allmählich im Inneren zuerst. Ab dem Moment des Einpfopfens bekommt der unwerte Zweig andere Nährstoffe und durch diese anderen Nährstoffe beginnt ein langer Weg der Verwandlung. Darum dürfen wir erkennen, der eingepropfte Zweig ist wirklich befreit, vollständig gelöst vom alten Baum. Aber bis er die Frucht des Ölbaums erbringt wird viel Zeit vergehen und viel Saft des Ölbaums durch die Zellen des unwerten Zweiges fliessen.
Ähnlich verhält es sich auch mit der Befreiung des Menschen. Die Befreiung an sich ist ein Anfang auf dem Weg der inneren Veränderung. Eine Veränderung von innen nach aussen, die ja nach Beschaffenheit eine unterschiedliche Dauer und einen unterschiedlichen Weg gehen kann.

Befreiung geschieht in einem Augenblick, die Verwandlung dauert ein Leben lang.

Dieses Beispiel aus der Natur ist ganz sicher von Paulus nicht zufällig ausgewählt worden, denn es enthält einen Grundgedanken, der bereits in dem Gleichnis Jesus als Weinstock vorkommt. Beide Vergleiche, sowohl Paulus Einpfropfen am Ölbaum, als auch Jesus als Weinstock und wir die Reben verdeutlichen das die Verwandlung und Erneuerung nicht dadurch geschieht, dass sich der Zweig anstrengt, indem er seine Kräfte konzentriert, oder sich in Selbstdisziplin übt. Die Verwandlung geschieht alleine dadurch, dass der Saft des Ölbaums (Weinstocks) durch die Zellen des Zweiges (Weinrebe) fliesst. Nur dadurch ensteht die Frucht Weinstocks im Leben des Gläubigen. Ebenso verhält es sich auch mit Menschen, die "in Christus" neugeboren sind. Ihre Verwandlung und Christusähnlichkeit erlangen sie nicht durch Anstrengung, oder Disziplin, sondern durch das Lebenswasser des Christus, der Quelle ihres Lebens ist. Nur durch das "sein" in ihm entsteht das ersehente Wachstum. Das Grass wächst nicht schneller wenn man dran zieht !

Befreit zu einem neuen Leben
Diese Erkenntnis führt zu einer neuen Freiheit. Denn weil niemand hier auf Erden wirklich fertig ist und die Verwandlung vollständig durchlaufen hat, brauchen wir uns auch nicht gegenseitig vorspielen perfekt und gut zu sein.

Bist du noch nicht tot - bis du noch nicht fertig.

Wer seinen eigenen Stand in Jesus entdeckt und verstanden hat, hat Freiheit gewonnen und kann ehrlich mit der eigenen Unvollkommenheit (Unfertigkeit) umgehen. Das gleiche gilt auch für Gemeinden. An dem liebevollen gegenseitigem Umgang mit den Schwächen und Macken der Geschwister, und den Eigenen ist erkennbar, in wie weit die Gemeinschaft die Freiheit in Jesus ergriffen hat.

Vollständige Freiheit gibt es nicht
Doch Vorsicht ist geboten. Schon Martin Luther hatte verstanden, das es vollständige Freiheit nicht gibt. Darum verglich er denn den Menschen mit einem Ross, das von irgendeinem Reiter immer geritten wird. Entweder von Jesus oder dem Teufel. Hier ein erklärender Briefauszug von Dr. Martin Luther an den Reformator Erasmus von Rotterdam:

Du bildest dir ein, der freie Wille sei in einer freien Mitte und auf sich gestellt. Zugleich bildest du dir ein, der Wille könne leicht nach beiden Richtungen sein Begehren lenken... Der freie Wille ist nichts als ein Pferd, das vom Satan geritten wird. Es kann nicht befreit werden, wenn nicht durch Gottes Finger der Teufel ausgetrieben wird. Wo gibt es überhaupt ein solches neutrales Mittelding, nämlich die Kraft der freien Willens Entscheidung, die weder Christus, d.h. der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, noch ihr tun, Lüge und Tod sein soll. Eine Mittelding, ist weder etwas, noch ist es nichts.

Dieses Mittelding der Unabhängigkeit weder Sklave des Teufels - noch zugehörig zu Jesus zu sein, gibt es hiernach nicht. Luther schreibt: Du bist ein Ross, und wirst entweder vom Teufel oder vom Herrn Jesus geritten. Der freie Mustang auf der unentlichen Prärie ist eine Phantasie. Dieses Bild können wir auch Text des Römerbriefes finden. Mit den Worten des Paulus adaptiert: Der Zweig muss immer irgentwo angewachsen sein. Entweder lebt er seine Existenz am wilden Baum, oder er wird abgeschnitten und am edlen Ölbaum eingepfropft, denn er ist von der Existenz einer Saft-Quelle abhängig und würde ohne diese Quellen nicht existieren können.

Konsequenz des neuen Lebensortes
Wir wurden befreit von dem unwerten Gehölz, das uns unweigerlich in das Lebens-Endgericht vor dem Herrn geführt hätte. Befreit hin zu einem ewigen Leben bei Jesus. Darum gibt es für die Zweige des Ölbaums am Ende ihrer Tage kein Gericht mehr. Darum hat das Gesetz für sie keine Relevanz mehr.

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen. (Johannes 5:24 SCH2000)

Durch das Leben "in Jesus" sind wir befreit von Gesetz und Gericht. Neben der Veränderung des Wesens ist dies die zweite Konsequenz des einpfropfens in Christus mit elementarer Tragweite. Es gibt grundsätzlich kein Gericht mehr für die, die zu Jesus gehören, denn sie sind ein für allemal von ihrer Sünde befreit.

Auch Christus hat ja ein für allemal um der Sünden willen für uns den Tod erlitten — der Gerechte für die Ungerechten —, damit er uns in die Gemeinschaft Gottes führe. Und zwar ist er getötet worden dem Fleisch nach, aber lebendiggemacht dem Geist nach. (1. Petrus 3:18 GANTP)

Das ist wirkliche Befreiung, vollständige Freiheit. Keine Strafe mehr für Sünden gemäss dem Gesetz in Gottes Gericht, weil wir in Christus sind. Nach unserem irdischen Ableben wird unsere Seele direkt aufsteigen zur Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater und dem gekrönten Gottessohn



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