Nur auf Bewährung frei? [Post 113]

Wenn man das Evangelium der Gnade in einem Satz formulieren wollte, dann müsste es etwa so klingen: "Gott liebt dich so wie du bist und nicht, wie du sein solltest."
Die christliche Religion dagegen sagt: "Du musst dich reinigen (heiligen) bevor du dich Gott nähern kannst". Doch das Evangelium der Gnade antwortet laut: "Komm wie du bist!"

Wenn es sich wirklich so verhält, wie können wir dann folgenden Bibeltext verstehen?

»Deshalb« – so sagt der Herr – »verlasst jene Leute und trennt euch von ihnen; fasst nichts Unreines an! Dann werde ich euch annehmen und werde euer Vater sein, und ihr werdet meine Söhne und Töchter sein.« Das sagt der Herr, der allmächtige ´Gott`. (‭2. Korinther‬ ‭6‬:‭17-18‬ NGU2011)

Das klingt als hätte uns Gott unter strengen Auflagen befreit. Als wäre es beim himmlischen Vater eine "Annahme unter Bedingungen". Wir sind von ihm befreit unter der Auflage, das wir uns selber reinigen müssten, bevor wir uns Gott nahen dürfen. 

"Du musst dich erst von dem Schmutz dieser Welt absondern und reinwaschen und darauf achten rein zu bleiben, sonst wird dich der himmlische Vater nicht annehmen." Was dies für eine fürchterliche Angelegenheit, wenn Gott wirklich so wäre! Er wird doch schliesslich himmlischer Vater genannt, und geht ein Vater so mit seinen Kindern um? Kannst du dir vorstellen, so etwas zu deinen Kinder zu sagen? "Sündige, und die Strafe lautet: Du bist raus aus der Familie! Du bist dann nicht mehr mein Kind." Stimmt es also wirklich, dass Paulus eine Annahme unter Bedingungen und auf Bewährung predigt? Wenn Paulus das wirklich tun würde, dann würde er sich selber widersprechen. Zuerst würde er im 2. Korinther 6,17-18 von einer Annahme unter Bedingungen und auf Bewährung schreiben, auf der anderen Seite heisst es in Römer 15,7, dass wir "einander annehmen sollen, wie Christus uns angenommen hat." Das Evangelium lautet doch schliesslich, dass wir nicht "hart arbeiten müssen um von Gott akzeptiert zu werden. (Sonst wäre es ja nicht wirklich eine gute Botschaft und auch nicht neu.) Die gute Botschaft lautet, dass Christus uns angenommen hat! Gott, der Vater, hat uns in Jesus dem Geliebten angenommen.  (Eph.1,6). 

Von allem Anfang an hat er uns dazu bestimmt, durch Jesus Christus seine Söhne und Töchter zu werden. Das war sein Plan; so hatte er es beschlossen. Und das alles soll zum Ruhm seiner wunderbaren Gnade beitragen, die er uns durch seinen geliebten ´Sohn` erwiesen hat. (‭Epheser‬ ‭1‬:‭5-6‬ NGU2011)

Im Bund der Gnade hat Gott die alleinige Initiative: Er liebt uns zuerst (1.Joh.4,19), er vergibt uns zuerst (Kol.2,13) , er nimmt uns zuerst an (Rö.15,7), ... und alles, was wir tun können, ist unsere Reaktion auf das, was er bereits getan hat. Dies sollen mir mit ganzem Herzen glauben. Du bist nicht ein Sohn oder eine Tochter des himmlischen Vaters, weil du es schaffst unreine Dinge zu vermeiden. Du bist ein Kind Gottes, weil die Schuld erlassen ist:
Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, ´wenn wir beten`: »Abba, Vater!« Ja, der Geist selbst bezeugt es uns in unserem Innersten, dass wir Gottes Kinder sind. (‭Rö.‭8‬,15-16‬)
Was ist also damit gemeint, wenn Paulus schreibt, "rührt kein Unreines an, und ihr werdet meine Söhne und Töchter sein"? Er sagt nicht, wir selbst zu reinigen, um seine Kinder zu werden. Vielmehr sind wir gereinigt, weil wir seine Kinder sind. Auch Johannes schreibt hierüber: 

Geliebte, jetzt schon sind wir Gottes Kinder. Aber es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein sollen. Wir wissen jedoch: wenn er erscheint, so werden wir ihm ähnlich sein; denn wir werden ihn sehen. Wer solche Hoffnung hat im Vertrauen auf ihn, der reinigt sich, wie Er rein ist. (‭1. Joh.3‬,2-3‬)

Kannst du es erkennen? Paulus und Johannes zeichen das gleihche Bild eines heiligen Lebensstils. Sie schreiben darüber wie wir als heiliges Volk leben können. Dieses Volk ist heilig, NICHT weil es sich selbst heiligt. Einige Leute die diese Verse über Reinigung lesen schliessen daraus: "Ich muss mich von allem Unreinen trennen und mich von der Welt zurückziehen um heilig zu sein." Doch Jesus hat seinen Jüngern niemals gesagt, dass sie sich von der Welt zurückziehen sollen. Das Gegenteil ist der Fall. Er sandte sie in der Welt, während er gleichzeitig betete, dass Gott sie heiligt. 

Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt. (‭Joh.17‬,17-18‬)

Paulus schreibt etwas ähnliches: 

Ich habe euch in dem Brief geschrieben, dass ihr keinen Umgang mit Unzüchtigen haben sollt; und zwar nicht mit den Unzüchtigen dieser Welt überhaupt, oder den Habsüchtigen oder Räubern oder Götzendienern; sonst müsstet ihr ja aus der Welt hinausgehen. (‭1. Kor.5‬,9-10‬)

Jesus hat die Sünder nicht gemieden  - er liebte sie. Er aß mit ihnen und offenbarte ihnen die Gnade Gottes. Das Gleiche gilt für Paulus. Er reiste zu einigen der heidnischten Orte auf diesem Planeten, und brachte den Duft des Christus dort hin. Das Gleiche gilt für uns. Wir sind der Tempel des Heiligen Geistes. Wir sind Gottes Wohnmobil. Überall wohin wir gehen ist Jesus auch. 

Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht! (‭2. Kor.7‬,1‬)

Dies ist ein Lieblingstext für Prediger der Heiligkeit, weil es eine Ermahnung im neuen Bund ist, die wie dafür gemacht ist um sie wie einen Befehl des  alten Bundes klingen zu lassen. Man darf diesen Text aber nicht durch die Linse der "Gnadenlosigkeit" lesen. Oder können wir irgend etwas durch unsere "toten Werke" perfektionieren was Christus perfekt gemacht hat? 

Denn mit einem Opfer hat er alle, die sich dadurch heiligen lassen, für immer zur Vollkommenheit gebracht. (‭Hebr.10‬,14‬)

Wir sind eins mit dem Herrn, weil er uns perfekt heilig gemacht hat. Das ist die reine Wahrheit. Wir können nicht verbessern oder perfektionieren was Christus für uns getan hat. Darum geht es nicht um den Rückzug aus der Gesellschaft oder sich einzuschliessen in der Hoffnung, sich in der Heiligung zu vervollkommnen. Durch solche Haltungen werden Sekten gebildet! In Test des 2.Kor.6 sagt Paulus: "Lass dich nicht von weltlichen Sorgen ablenken. Folge auch nicht denen, die Jesus ablehnen. Sei im Herzen umgeteilt, und sag ja zum Herrn. Lass dich nicht von dieser Welt manipulieren und beeinflussen oder reduzieren, sondern stehe sicher auf der Wahrheit: Dubist ein innig geliebten Kind Gottes. "Führe ein Leben als geliebtes und angenommenes Kind Gottes, und die leeren Versprechen dieser Welt werden sich nicht verführen können. Sie werden frei sein! 

Autor Dr. Paul Ellis


Creative Commons LizenzvertragAlle Beiträge, auch ältere, erhalten Sie unter: Willkommen im Land der Ruhe
Dieser Beitrag von Pfr. Frank Vornheder ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen gestattet - International Lizenz 4.0. Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter http://land-der-ruhe.blogspot.ch erhalten.

Kommentare