Das Gleichnis vom bösen Weingärtner? [Post 122]

Jesus erzählt im Johannes Evangelium die Geschichte von dem bösen Weingärtner, der kommt und Weinreben an dem Weinstock entfernt um sie dann in das Feuer zu werfen. In diesem Gleichnis geht es um uns, unseren Stand als Christen und unsere Errettung zum ewigen Leben. Dabei scheint dieser  Text das Gegenteil der Gnade Gottes zu sein. das Gleichnis könnte auch mit "das Gleichnis vom bösen Weingärtner" in der Bible überschrieben werden, je nach Auslegung. Im ersten Moment scheint es so, als wäre Gott gar nicht der gute und liebevolle himmlische Vater, den Jesus uns sonst vorstellt. Nein, es scheint als wäre Gott bösartig und hart zu uns, seinen Kindern. Es scheint als müssten wir Angst um unsere Errettung haben. Das dann, wenn wir nicht genügend Frucht bringen wir die Ewigkeit "im Freuer", anstelle bei Jesus verbringen müssten. 
Aber schauen wir einmal genau nach, denn Jesus erklärt diese Gleichnis selber: Er, Jesus, ist der Weinstock, also der Stamm. Die Kinder Gottes, also wir sind die Reben, also die seitlichen Ableger des Weinstocks. Das Ziel unseres Lebens mit Jesus ist, genügend Frucht zu erbringen. Weter taucht in diesem Gleichnis der Weingärtner auf, der Gott ist. Dieser sorgt für Ordnung am Weinstock. Er ist derjenige, der die einen reinigt und die anderen abhaut. Irgendwie erscheint dadurch dieses Gleichnis wie der drohende Zeigefinger Gottes über unserem Leben: „Wehe, wenn du nicht genügend Frucht bringst, DANN kommt der Weingärtner (Gott) und haut dich ab“. Es erscheint so, als handle dieses Gleichnis von dem bösen, drohenden, richtenden, verwerfenden Gott. Ein Gott, der kommt und dich vom Weinstock abgehauen und verbrennen könnte. Ich habe mich gefragt, wie sich dieses mit der Gnade, die in Jesus zu uns gekommen ist, verhält? Im ersten Moment scheint so gar nichts gnädiges in diesem Gleichnis ersichtlich, oder vielleicht doch? 
Oftmals wird dieser biblische Bericht für die Verkündigung eines "Leistungs-Evangeliums" verwendet. Das Gleichnis wird verwendet um Druck beim Zuhörer aufzubauen. Druck für mehr Anstrengungen und damit zu mehr Fruchtbarkeit in unserem geistlichen Leben. Der Bericht wird verwendet um ein Evangelium der Eigenreflektion zu der ausreichenden Fruchtmenge und der Fruchtqualität zu verkündigen um damit Fruchtleistung einzufordern und auf Wachstum zu drängen. Wäre aber so etwas mit dem Gleichnis gemeint, wäre es doch das Gegenteil von dem Evangelium der Gnade, das Jesus snst verkündete. In dem guten Evangelium heisst es doch, dass Jesus selber der Anfänger UND AUCH der Vollender unseres Glaubens ist (Hebr. 12,2). Dort heisst es, dass wir IN IHM alles haben. Vollständige Heiligkeit, vollständige Gerechtigkeit, vollständige Sündenvergeben, seine vollumfängliche Liebe. All das alleine haben wir ausschliesslich durch Jesus Christus, durch seinen Opfertod am Kreuz und ganz ohne unsere Anstrengungen erhalten. Kann es also wirklich sein, dass Jesus hier ein Gleichnis erzählt, in dem wir Christen an unserer Fruchbarkeit hart arbeiten müssen? Ich denke nicht! Darum ist wichtig das wir uns diese Rede Jesu genauer anschauen. In diesem Gleichnis geht es im 2 verschiedene Arten von Weinreben, die vom Weingärtner verworfen werden. Wenn wir dies auf uns übertragen: Es geht um 2 Arten von Menschen, die am Ende nicht bei Jesus ankommen. In dem Bild des Gleichnisses gesprochen sind es 1.) diejenigen, die keine Frucht bringen – gar keine. Dann aber auch 2.) diejenigen, die sich selber von ihm abtrennen. Diese beiden Sorten Menschen sind am Ende ihrer Tage arm dran.  

1.) Im Detail heisst dies, dass es um die geht, die KEINE FRUCHT BRINGEN. Hier müssen wir aufpassen. Es geht NICHT um die, die nicht genügend Frucht erbingen sondern um die, die  KEINE Frucht erbringen. Sie können es von ihrem Wesen her gar nicht. Paulus nennt diese Menschen „Scheinfromme“ (2. Timotheus‬ ‭3‬,5)‬. Jesus sagt, dass solche Scheinfromme am Ende nicht bei ihm in der Ewigkeit ankommen werden (irgendwie auch logisch). Was bedeutet dieses "Scheinfromm"? In unserem Haus hatten wir einmal einen riesigen alten Rosenstock. Jeden Sommer rankten dort schöne und duftende Rosen hinter dem Haus. Jedoch in dem Beet davor kamen immer wieder "wilde" Triebe aus der Erde, die schnell gross und stark wurden, jedoch keine Rosenblüten bildeten. An den Blättern konnte man schon sehen, dass sie keine Blüten bekommen würden und so musste ich diese regelmässig abschneiden, damit sie den anderen Trieben nicht zu viel Wachsttums-Kraft raubten. In gleicher Weise verhält es sich auch bei dem Weinstock, von dem Jesus erzählt. 

Solche "wilden Triebe" müssen immer wieder von dem himmlischen Weingärtner entfernt werden, damit die anderen guten Triebe genügend Kraft für das Wachstum erhalten. Was bedeutet das praktisch für uns? Müssen wir nun Angst haben, am Ende als "Scheinfromme" verworfen zu werden? Um zu verstehen wr genau gemeint ist ist es wichtig den Text in 2.Tim.3 genau anzuschauen. Paulus sagt: 
- Sie sind in den christlichen Kreisen / Gemeinden unterwegs 
- Sie sind permanent darauf bedacht zu „lernen“ – ihr WISSEN anzuhäufen 
- Doch gleichzeitig wollen sie von der Kraft des Heiligen Geistes nichts wissen 
- Darum wird ihr Glaube in schweren Tagen keiner Leidens-Prüfung standhalten
Wenn dich dieses nun verunsichert haben sollte, dann gibt es eine einfache Selbst-Prüfung. Es ist ein Test zu der Anwesenheit des Heilgen Geistes in dir. Im Rö. 8,16 sagt Paulus, dass der Heilige Geist in uns bezeugt das wir angenommen sind. Immer wieder kann ich beobachten, dass das entdecken des Christus im Gläubigen eine ganz tiefe Sicherheit der Annahme als Gotteskind schafft.    

2.) Die zweite Pesonengruppe, die am Ende ihrer Tage verworfen wird sind die, die SICH SELBER von Jesus LÖSEN. Hier geht es nicht um eine Unachtsamkeit, oder ein Versehen, sondern um eine freiwillige und klare Entscheidung. Es geht um Menschen, die ihr „sein“ am Weinstock Jesus bewusst verwerfen. Hier handelt also NICHT der Weingärtner "Gott", sondern dies bezieht sich auf  das eigene Handeln. Der Autor des Hebräerbriefes erklärt dies in Kapitel 6 die Verse 4-6. In der Beschreibung der Personengruppe geht es um Christen, die die vollständige Sündenvergebung in Jesus empfangen haben. Die durch ihn vollständig geheiligt wurden. Die durch ihn völlig gerecht gemacht wurden. Es geht um Menschen, die die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und erlebt haben, UND DANACH dieses alles bewusst und bei klarem Verstand mit einer deutlichen Entscheidung für immer verwerfen. Solche finden keinen Weg zurück, sagt der Autor des Hebräerbriefes. Doch ich muss sagen, in meinem ganzen Leben habe ich noch keinen solchen Menschen kennen gelernt. Meine Erfahrung sagt, wer die unglaubliche Kraft Gottes, in sich einmal „geschmeckt“ hat wird „süchtig“ danach und möchte mehr davon,  und mehr davon,  und mehr davon .... Wer jedoch DIESES ALLES empfangen hat, und dann wieder bewusst und mit einer klaren Entscheidung verwirft, findet keinen Weg zurück, denn er hat Jesus nochmals gekreuzigt und im übertragenen Sinne dem Heiligen Geist gelästert. Diese Sünde gegen den Heiligen Geist (Mt.12,24 u.31) trennt den Menschen für immer vom Erlösungswerk Jesu. 

Wir können also erkennen, es gibt lediglich zwei Möglichkeiten vom Weinstock loszukommen. 
1.) indem wir als unecht vom himmlischen Weingärtener abgetrennt werden 
2.) indem wir uns durch die Sünde gegen den Heiligen Geist in einer klaren Entscheidung selber abtrennen
Für alle anderen gilt: Der himmlische Vater ist treu, auch wenn wir untreu sind (2. Timotheus‬ ‭2‬,‭13) 

Das Gleichnis vom „Weinstock Jesus“ in Joh.15,1 ff ist also keine Drohbotschaft, sondern eine frohe Botschaft. Denn alles, was an der Weinrebe geschieht, kommt von ihm, Jesus. Er ist der aktive, der „Macher“. 
Er reinigt uns – damit die Frucht grösser wird 
NICHT wir müssen uns SELBER REINIGEN (Vers 2)
Er gibt die Fruchtfähigkeit– damit Frucht entstehen kann 
NICHT wir müssen SELBER FRUCHTBARKEIT ERZEUGEN (Vers 4) 
Er SCHENKT das Wachstum – damit Frucht wachsen kann 
NICHT wir müssen SELBER WACHSTUM ERZEUGEN (Vers 5) 

Das ist das echte richtig gute Evangelium: Alles geschieht durch Christus. Und was müssen wir dabei machen?  „Sein“!  Wir müssen einfach „sein“,  am Weinstock „sein“. Dann wird Christus sein Werk vollbringen. 

In den vergangenen Jahren sind meine Frau und ich öfter mit dem Auto in die Ferien nach Italien gefahren. Zumeist nehmen wir bei diesen Reisen die Route mit dem Autozug über den Kandersteg in das Wallis. Spätestens im Zug haben wir das erste Mal das Gefühl von Ferien. Etwas später wenn man dann durch das Rohnetal, durch den Simplon nach Italien kommt, kann man links und rechts des Weges Weinhänge sehen. 

Wenn wir im Sommer oder Herbst dort hindurch kommt kann man ein ganz besonders Natur-Schauspiel erleben. Wenn man beim Autofahren das Fenster herunter macht kann man deutlich das laute STÖHNEN hören "uaa Frucht" – "uaaa Frucht" – "uaaa Frucht". Die Weinreben an den Hängen stöhnen und ächzen laut dort in der Sonne bei der Erzeugung ihrer Früchte. Sie quälen sich und erbringen unter höchsten (lauten) Anstrengungen gute Früchte ........  
Das ist natürlich quatsch. Noch niemals habe ich Weinreben beim Frucht bringen stöhnen hören. Was TUN Weinreben um Frucht zu erbringen? NICHTS! Sie hängen da einfach am Weinstock und lassen sich von der wunderbaren Sonne bescheinen. Genauso beschreibt Jesus auch Christsein. In dem Gleichnis vom Weinstock fordert er uns auf einfach in der Gemeinschaft mit ihm, Christus zu sein. Dann wird er alles weitere machen. Er, Jesus, ist der Anfänger und (ACHTUNG) auch der Vollender unseres Glaubens (Hebr.12,2). Wir meinen so oft, Jesus wäre der Anfänger unseres Glaubens und WIR die Vollender. Wir meinen Jesus hätte uns aus Gnade angenommen, aber jetzt müssen wir selber an uns schaffen. Mit dieser Haltung verlassen wir die wunderbare Gnade Gottes und versuchen unsere Gerechtigkeit vor Gott und die Frucht des Geist selber zu erwirken. Dabei vergessen wir völlig das  Jesus für uns alles gemacht hat. Er ist unsere Gerechtigkeit, und nichts können wir hinzufügen. 
Die wirklich GUTE BOTSCHAFT des Evangeliums lautet: Die Frucht entsteht alleine durch die Verbundenheit. Es reicht aus wenn du einfach ganz eng an dem Weinstock Jesus dran bist und dich von der Sonne Gottes bescheinen lässt.
 

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