Himmelslohn [Post 168]

Vor einiger Zeit hörte ich zu diesem Sachverhalt eine authentische Geschichte, die mich lange beschäftigte. Einer mir bekannten Kirch-Gemeinde ging es finanziell nicht sehr gut. Man hatte einfach viel zu schlecht geplant und nun zu viele Ausgaben im Verhältnis zu den Einnahmen. Jeden Monat war einiges zu wenig Geld in der Kasse, so dass  ein Defizit entstand, das jeden Monat grösser wurde. 


Dann nahm sich aber eine Familie dieses Problems an und entschied sich mehr als den üblichen Beitrag in die Kasse einzuzahlen, um auf diese Weise das Defizit aufzufangen. Eine noble Geste dachte ich im ersten Moment. 

Aber dann erzählte mir der Ehemann, dass er dies um des Himmelslohn machen würde. Er war sich sehr sicher, dass auf diese Weise der Lohn im Himmel am Ende ihrer Tage grösser ausfallen würde. Er berichtete mir von seiner Wohnung, die im Himmel bereits auf ihn wartete, von der exklusiven Einrichtung, aber auch von der Wertschätzung, die er im Himmel für seine Taten hier auf Erden erwartete. 


Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. 
Das Evangelium des Johannes 14,3 - SCH2000

Auch wenn ich mir nichts habe anmerken lassen, war ich doch im Herzen zutiefst erschüttert. Es konnte doch nicht sein, dass Jesus unsere irdischen Werke unterschiedlich bewerten würde und der eine in einer kargen Mönchszelle hockt, während ein anderer die Präsidenten-Suit bezieht. Wenn das so wäre, dann würde doch das Gleichnis Jesu vom Besitzer des Weinbergs in Mt.20 nicht stimmen. In dieser Erzählung berichtet Jesus, dass am Ende alle denselben Lohn erhalten - egal wie lange sie dabei waren oder wie viel sie gearbeitet haben.

Als nun die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; doch auch sie bekamen jeder einen Silberling.
Das Evangelium des Matthäus 20,10 - GANTP      

Die Formulierung, dass Jesus im Himmel eine Wohnung geschaffen hat, in der wir am Ende unserer Tage leben werden ist trügerisch. Ich denke nicht, dass es sich um eine Wohnung in unserem Sinne handelt, mit Wohnzimmer, Küche und WC. Die Formulierung des Urtext lässt eher darauf schliessen, dass Jesus meinte, er habe "Raum zum sein" geschaffen (nicht im Sinnes eines Wohnungs- oder Hotelzimmers), an dem wir zum Ende unserer Tage bei ihm sein können. Wie in dem Gleichnis werden wir am Ende unser Tage alle den gleichen Lohn bekommen, sofern wir auf Jesus vertraut haben: Ein ewiges Leben in der völlig ausreichenden Gegenwart Jesu. 


Wer in der Gnade Gottes "schwimmt", der ist völlig in Jesus angekommen und alle seine Bedürfnisse SIND bereits gestillt -  in ihm. Hier auf Erden und in aller Ewigkeit. 

Einige Zeit später musste ich biblische Lehr-Unterlagen überarbeiten, wobei mir die Materialien zu einer Lektion über das letzte Gericht in die Hände fielen. Hier wurde auf Paulus verwiesen, der in seinen Briefen ausführlich auf das Lohngericht eingeht. Könnte es also doch sein, dass im Neuen Testament zwei gegensätzliche Haltungen zu dem letzten Gericht beschrieben werden? Das es doch einen unterschiedlichen Lohn für unterschiedliche Leistungen am Tage des letzten Gerichts und in der Ewigkeit gibt? 

Während Jesus sagt, dass es für Christen kein Gericht gibt (Johannes 5,24), sagt Paulus, dass alle Menschen in das Gericht müssen (2.Kor.5,10). 

Wie kann das sein? 

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer meinem Wort gehorcht und glaubt dem, der mich gesandt, der hat das ewige Leben und kommt in kein Gericht, er ist vielmehr vom Tod durchgedrungen in das Leben. 
Das Evangelium des Johannes 5,24 -GANTP

Denn wir alle müssen offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit ein jeder seinen Lohn empfange für sein Tun in diesem Leibesleben, es sei gut oder böse. 
Der 2. Brief des Paulus an die Korinther 5,10 - GANTP

Müssen wir somit doch gute Werke erbringen, damit wir am Ende unserer Tage beim himmlischen Vater angenommen werden und eine komfortable Wohnung beziehen können?

Nein, ganz sicher nicht. Beide Aussagen sind richtig und widersprechen sich gar nicht. Das Problem liegt bei dem Verständnis der Werke. 

Beginnen wir einmal ganz vorne: Bei dem "an Christus gläubig werden". In der Bibel finden wir hierzu Berichte, sowohl aus Jerusalem als auch aus Philippi (Apg.2,38 und Apg.16,31). In beiden Beispielen ist die Grundlage der Umkehr "die Änderung der inneren Einstellung" in Bezug auf Christus. Als Konsequenz dieser inneren Haltungsänderung kommt der Heilige Geist in den Menschen (Apg.2,38). Sein Wirken in dem Gläubigen zielt auf Veränderung des Wesens und Leitung durch das Leben. Ganz konkret und praktisch den Christen durch den Alltag führen (als Berater), so dass es zu Handlungen in der Leitung des Heiligen Geistes kommt. 

Wer sich auf diese Weise vom Geist Gottes leiten lässt, wird vom himmlischen Vater als Kind angenommen, so lautet seine Zusage. 


Denn alle, die durch den Geist Gottes geleitet werden, (die) sind Kinder Gottes.
Der Brief des Paulus an die Römer 8,14 - NGU2011

Unsere Gottes-Kindschaft, unser "angenommen sein", ist somit allein von dem "sich führen lassen" abhängig. 

Wer so lebt, der macht die Werke, die Gott durch seinen Heiligen Geist anleitet - gute (lebendige) Werke, im Gegensatz zu toten (bösen oder nutzlosen) Werken (Hebr.6,2). 

Wer als Christ lebt, indem er sich vom heiligen Geist leiten lässt, der produziert immer gute Werke - er kann gar nicht anders. Sein ganzes Leben besteht aus "Ewigkeits-bedeutsamen" Werken. Aber auch wenn er wieder "Tote Werke" produziert bleibt er gerettet, da er einmalig und damit für immer in das Vertrauen auf Christus eingetreten ist.

Wie verhält es sich nun mit dem von Paulus angekündigten Werkegericht? Der beste Vergleich von unserer letzten Reise in die Ewigkeit scheint mir eine Fahrt mit dem Fahrstuhl. Nur dass wir im Unterschied zu einem "normalen" Fahrstuhl bei der himmlischen Version keine Knöpfe zur Auswahl haben. Wenn wir in diesen Fahrstuhl einsteigen und die letzte Reise beginnt, dann haben wir keine Wahlmöglichkeit, sondern der Fahrstuhl-Betreiber weiss, wer zugestiegen ist und wohin die Reise geht. Unser Zielort wird davon abhängen, ob lebendige Werke des Heiligen Geistes in unserem Leben stattgefunden haben. Wenn dies der Fall ist, hält dieser Fahrstuhl ohne Umwege im obersten Stockwerk. Dort wird der Lohn für alle identisch sein: Die Gegenwart des Vaters und des Sohnes für immer. 


Wer sich jedoch bei dem, was er (hier auf der Erde) tut, nach der Wahrheit richtet (von Gott leiten lässt), der tritt (am Ende seiner Tage) ins Licht, und es wird offenbar, dass sein Tun in Gott gegründet ist.« 
Das Evangelium des Johannes 3,21 - NGU2011 
mit ergänzenden Anmerkungen des Autors.

Wer sich dagegen nicht von Gott leiten lässt und damit "gute Werke" tut, der ist in "toten Werken unterwegs und der Fahrstuhlbetreiber wird ihn nicht im obersten Stockwerk aussteigen lassen. 


“Land der Ruhe” Blog = www.land-der-ruhe.com “Land der Ruhe” auf Instagram = www.frank-vornheder.info

Creative Commons LizenzvertragAlle Beiträge, auch ältere, erhalten Sie unter: Willkommen im Land der Ruhe
Dieser Beitrag von Pfr. Frank Vornheder ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen gestattet - International Lizenz 4.0. Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter http://land-der-ruhe.blogspot.ch erhalten.

Kommentare