Freiwillig im Gefängnis [Post 212]


Die Liste derer, die freiwillig in ein Gefängnis gehen, ist lang und ihre Gründe für diesen ungewöhnlichen Wunsch sind sehr unterschiedlich. Aber beim Lesen solcher Berichte fällt einem auf, dass viele das Gefängnis als einen sicheren Ort empfinden. Zum einen können sie niemanden etwas Böses tun, aber auch anders herum fühlen sie sich geschützt und sicher.

Als ich verschiedenste Berichte hierüber las, kam mir sofort ein Bezug zum biblischen Bericht in den Sinn. Die Religion, die die Pharisäer und führenden Juden in Israel zurzeit Jesu errichtet hatten, glich einem Gefängnis - von Freiheit keine Spur! Doch Jesus kam in dieses Gefängnis und rief den Gefangenen zu: "Ihr könnt frei sein!".

„Wenn euch also der Sohn frei macht, seid ihr wirklich frei.“ - Johannes‬ ‭8:36‬ ‭NBH‬‬

Oder nehmen wir für dieses Geschehen ein anderes Bild. Stell dir doch einmal eine grosse Stadt, wie man sie früher gestaltete, vor. Aussen hat sie eine stark befestigte, die ganze Stadt einfassende, Stadtmauer, mit mindestens vier stark abgesicherten Toren. Diese werden Tag und Nacht von Torhütern bewacht. Innerhalb der Mauern gibt es viele kleine Gassen mit schiefen Häusern, in denen die Menschen mit ihren Familien leben. Die Einwohner dieser Stadt dienen oder arbeiten für die Fürsten oder Könige, den Herrschern dieser Stadt. Oftmals sind sie seiner Willkür, sogar zum Teil wie Leibeigene, ausgeliefert. Dieser Herrscher wohnt natürlich im prunkvollsten und am besten gesicherten Gebäude dieser Stadt, das alles überragt. In unserem Fall ist der Herrscher dieser Stadt wirklich ein Tyrann. Er hält die Menschen wie in einem Gefängnis. Niemand darf die Stadt verlassen. Dafür sorgen bewaffnete Wachen an den Toren. 

Geistlich übertragen ist dies die Situation, die Jesus vorfand, als er seinen Dienst hier auf Erden begann. Er traf Menschen an, die in Religion eingesperrt waren, Menschen, die deshalb wie in einem Gefängnis lebten. Vermutlich fanden die meisten von Ihnen diesen bedauernswerten Zustand, weil sie nicht anderes kannten, als normal.

Doch in Wirklichkeit ist ein solches Leben zutiefst bedauernswert und leidvoll, denn der Teufel ist der Herrscher "dieser Stadt", und damit Herrscher über die Menschen, die er wie Leibeigene an der Kette der Religion hält. Er ist ein bösartiger Tyrann, für den alle schuften müssen, ohne das sie es bewusst als solches wahrnehmen. Er und seine Helfer, die von Paulus genannten Armeen der bösartigen geistlichen Mächte sorgen als die Wachen auf der Mauer und an den Toren dafür, dass niemand die Stadt verlässt und alle brav diesem Herrscher dienen. Der Beginn des Dienstes von Jesus steht wie folgt beschrieben:

Nachdem aber Johannes gefangen genommen worden war, kam Jesus nach Galiläa und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe. Tut Busse und glaubt an das Evangelium! Markus 1:14-15 - SCH2000

Um in unserem Bild von der befestigten Stadt zu bleiben: Jesus kam zu dieser Stadt, stellte sich so hin, dass ihn jeder hören konnte, und verkündete: „Evangelium“. Das heisst wörtlich übersetzt: "Die Botschaft des Königs - Ich habe gesiegt!". Er verkündete damit sinngemäss: „Ich habe eurem Herrscher die Stadttore zerstört und die Torwachen besiegt. Jeder, der darauf vertraut, und sich durch die ungesicherten Tore zu mir flüchtet, betritt mein Reich und das des himmlischen Vaters. Ihr könnt frei sein! Es gibt keine Tyrannenherrschaft mehr!“
Im Detail des Verses: 
  • "Jesus kam nach Galiläa" - er kommt zu dieser befestigten Stadt, die der Teufel eisern im Griff hält. 
  • Er stellte sich unter die Menschen und "verkündete". Er stellte sich so hin, dass jeder seine Botschaft hören konnte. 
  • Inhaltlich: "Evangelium" - das heisst die Siegesbotschaft eines Königs über einen anderen. Es ist die Siegesbotschaft vom "Reich Gottes" das ausserhalb der Mauern begonnen hat. Das Reich Gottes hat über das Reich des Tyrannen gesiegt. 
  • Dann fordert Jesus die Menschen auf: "Tut Busse", das heisst direkt übersetzt: ¨
  • Ändert eure Gesinnung, eure Einstellung zu diesem König!" und "Glaubt an das Evangelium! Seid also davon überzeugt, dass diese Botschaft vom Sieg der Wahrheit entspricht, packt eure Sachen zusammen, geht durch die ungesicherten Tore in das Reich des himmlischen Vaters ein.“
Eigentlich sollte man annehmen, dass die Menschen in Scharen das Reich des Tyrannen verlassen, aber ... wer gibt schon gerne gewohntes auf? So wie auch in unseren Tagen viele Gefangene freiwillig auch nach dem Verbüssen der Haftzeit noch im Gefängnis bleiben. Und so ist es bis in unsere Tage. Menschen hören die Botschaft der Befreiung, aber sehr oft ist der Preis Gewohntes, wenn auch Schlechtes, zu verlassen zu gross. Aus diesem Grunde hören sie die Botschaft von der Gnade Gottes, die in der Person Jesus zu einem Menschen wurde, und sie sind auch davon überzeugt das diese Botschaft inhaltlich korrekt ist. Aber dennoch bleiben sie im gewohnten Leben unterwegs. Auch die Wachen auf den Stadtmauern wissen, dass die Botschaft, das Evangelium stimmt, und zittern. Und so wird niemand vom Tyrannen frei, der nicht Sack und Pack nimmt, durch die Toröffnungen geht, und damit das echte Reich Gottes betritt.

Und so binden sie sich weiter freiwillig in den Ketten der toten Religion (1), die von dem Teufel so geschickt verbreitet wird, anstatt den rettenden Glauben der Freiheit anzunehmen. Solcher Glaube besteht immer aus zwei Elementen: Inhaltliche Übereinstimmung und praktischen Herrschaftswechsel. Darum schreibt Jakobus in Kap.2 ab 18 von dem Glauben UND dem Handeln. Der Glaube allein, dass die Tore fehlen, entbindet mich noch nicht von dem Tyrannen. Nur der praktische Herrschaftswechsel befreit aus seiner starken Hand. Oder wie Paulus es den Römern versucht zu erklären:

Denn alle, die von Gottes Geist sich leiten lassen, sind Söhne Gottes. (Römer 8:14 GANTP)

Dies ist ein Ausdruck des praktizierten Herrschaftswechsels. Darum lade ich dich ein: „Pack dein Zeug zusammen und komm mit - das Land der Ruhe wartet auf dich!“

(1) Das Wort Religion heisst übersetzt "sich selber binden", oder "sich selber abbinden".  

Bildquelle: © Peter Reinäcker  / pixelio.de


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