Hinter dem schwarzen Vorhang

Das Saallicht wird ganz langsam dunkler, bis es gänzlich erlischt. Auch die leise Hintergrundmusik ist längst verstummt und das Gemurmel der Zuschauer ist langsam verebbt. Die Spannung steigt. Mit einem Schlag erstrahlen hunderte grosser Scheinwerfer und tauchen die Bühne in grelles Licht. Geblendet hat nun auch der letzte Anwesende begriffen: Das Spiel beginnt!

Der Vorhang öffnet sich ganz langsam und im Zeitlupentempo tritt eine düstere Gestalt in das Scheinwerferlicht der leeren Bühne. In schwarzer Kleidung und aschfahlen Gesicht mit bösen Augen steht plötzlich und unerwartet der Tot mitten auf der Bühne des Lebens.

Nacheinander kommt es nun zu Begegnungen. Begegnungen mit einigen Menschen,

Menschen wie du und ich. Mitten im Leben ist keiner dieser Zeitgenossen darauf vorbereitet dem Tod gegenüber zu treten. Egal ob reich oder arm, ob guten Mutes oder in Sorgen, keiner ist auf das, was nun kommt vorbereitet. Sie alle werden vom Tod auf ihre letzte grosse Reise geführt. Während ihr Körper in dieser Welt auf der Bühne liegenbleibt, müssen sie ob sie wollen oder nicht als Seele durch einen Riss im Vorhang ihre Reise in die Welt dahinter antreten.

Niemand dieser lebensechten Protagonisten hatte diesen Riss im Vorhang zu Lebzeiten sehen können. Diesen Riss, der in die Welt dahinter führt. Jetzt aber, wo sie alle durch den Tod von ihrem Körper befreit sind, können sie als unsterbliche Seele diesen Riss im Vorhang zur ewigen Welt Gottes erkennen (1). Angezogen von der Bestimmung die jedem Menschen zugrunde liegt können sie gar nicht anders als sich auf die letzte grosse Reise machen (2).

Das war nicht immer so. Dieser Riss entstand im Jahr 30, in dem Moment, als Jesus Christus am Kreuz verstarb. In dem Augenblick des Todes riss der Vorhang im Jerusalemer Tempel, der das Allerheiligste verhüllte, entzwei.(3) Aber dieser Riss im Vorhang des Jerusalemer Tempel war wesentlich mehr als ein symbolischer Akt Gottes, der diesen Vorhang selber zerriss. Seit diesem denkwürdigen Moment hat sich das Verhältnis der Welten "vor, und hinter dem Vorhang" völlig verändert. Vor seinem Tod sprach Jesus davon, dass das Königreich Gottes "nahe herbei" gekommen ist(4), doch nun war es zugänglich.


Bevor Jesus am Kreuz von Golgatha starb, mussten alle verstorbenen Seelen in dem Hardes (5) auf die inthronisierung Jesu warten. Entweder um dann vor seinem Richterstuhl verurteilt zu werden, oder um in der Welt hinter dem Vorhang, dem Königreich Gottes eine Heimat zu finden.

Doch Jesu Sühnetod am am Kreuz veränderte alles. In dem Moment seines Todes riss der Vorhang im Tempel entzwei und eine Verbindung zwischen den Welten wurde geschaffen. Gleichzeitig ging Jesus als Seele in das Totenreich, den Hardes,(6) um die Verstorbenen Heiligen herauszuführen(7) und mit sich in die Welt hinter dem Vorhang mit zu nehmen.

Seit diesem Moment gilt: JEDE verstorbene Seele kommt nun nicht mehr in den Hardes (das Totenreich), sondern MUSS durch diese Verbindung zwischen den Welten um vor Jesus zu erscheinen.

Das beste Beispiel hierfür ist der Tod von Stephanus. In dem Moment des Todes sagt er:


"Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!"
Apostelgeschichte 7,56 - SCH2000

In dem Moment seines Ablebens kann Stephanus durch den Riss im Vorhang Christus "sehen". Diese Lücke war auch bereits vorher da. Solange er jedoch "im Fleisch" unter uns war konnte er diesen nicht sehen. Jedoch als er aber seine letzte Reise antreten musste konnte er den Riss sehen und durch diesen hindurch Jesus sehen. Ebenso wird es uns am Ende unserer Tage ergehen.

Aber diese Trennung der Welten ist für uns heute nicht völlig unüberwindbar denn trotz der Unsichtbarkeit der ewigen Welt ist es möglich mit dieser in Kontat zu treten. Solange wir alle "im Fleisch" sind ist es der Heilige Geist der die Verbindung "hinter den Vorhang" zu Jesus hält. Es ist wie eine "Telefonleitung", die durch den Riss hinter den Vorhang reicht und uns mit Informationen, Anweisungen und Kraft aus den himmlischen Örtern versorgt. Und im letzten Moment des Lebens wird uns dieser Heilige Geist durch den Riss zu dem himmlischen Vater leiten, an den Ort an dem kein Leid kein Schmerz und kein Geschrei mehr sein wird.

Diese Verbindung durch den Heiligen Geist mit dem Vater im Himmel ist unsere Garantie, das wir am Ende unserer irdischen Tage durch die Leitung des Heiligen Geistes den Weg durch diesen Riss finden werden. Er ist unsere Garantie das wir angenommen SIND (nicht werden).
Noch eine kleine Weile, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich; weil ich lebe, sollt auch ihr leben! An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. (‭Johannes‬ ‭14‬:‭19-20‬ SCH2000)

(1) Im Fleisch das Ewige nicht sehen
(2) Alle Menschen müssen erscheinen - Mt.25,32 ff
(3) Der Vorhang riss entzwei - Mt.27,51 

(4) Königreich nahe herbei gekommen - Mt.3,2
(5) Lazarus und der reiche Mann - Lk.16,22 ff.
(6) Jesus im Totenreich - 1.Petr.3,20
(7) Heilige kamen aus den Gräbern - Mt.27,52 

Foto http://www.dieboten.ch/

Creative Commons LizenzvertragAlle Beiträge, auch ältere, erhalten Sie unter: Willkommen im Land der Ruhe

Dieser Beitrag von Pfr. Frank Vornheder ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen gestattet - International Lizenz 4.0. Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter http://land-der-ruhe.blogspot.ch erhalten.

Kommentare