Hudson Taylors Entdeckung vom Land der Ruhe (109)

Hudson Taylor (1832-1905), berühmter China-Missionar und Gründer der China-Inland-Mission, durchlitt eine Zeit schwerer Nöte, weil er Jesus nicht so gehorchen konnte, wie er es gerne wollte. Er grübelte und grübelte, wie er in der Heiligung voranschreiten könne. Dann bekam er einen Brief von seinem Mitarbeiter John McCarthy. Die Änderung, die sich durch diesen Brief in seinem Leben ergab, beschreibt Taylor nicht geringer als: "Ach, Mr. Judd, Gott hat mich zu einem neuen Menschen gemacht! Gott hat mich zu einem neuen Menschen gemacht!"(15)

An seine Schwester schrieb er daraufhin: "Der letzte Monat ist vielleicht der glücklichste meines Lebens gewesen... es ist eigentlich nichts Neues, Fremdartiges oder Wunderbares, doch irgendwie ist alles neu!" 16)


Judd berichtet über ihn: "Er war jetzt ein überglücklicher Mann, ein froher, glücklicher Christ. Zuvor hatte er sich abgemüht und hatte nur wenig Seelenfrieden. Jetzt ruhte er in Jesus und ließ ihn sein Werk tun, das ist ganz, ganz anders. Wo immer er danach in Versammlungen sprach, schien eine neue Kraft von ihm zu fließen. Auch bei den praktischen Dingen des Lebens durchdrang ihn ein neuer Friede."(17)

In dem besagten Brief hatte unter anderem gestanden: "'Den Herrn Jesus annehmen, bedeutet mit Heiligung zu beginnen. Den Herrn Jesus zu lieben, bedeutet in der Heiligung zu wachsen. Mit dem Herrn Jesus zu rechnen, bedeutet völlige Heiligung... Derjenige ist am heiligsten, der am meisten von Christus in sich hat und der sich an dem getanen Werk am meisten erfreut. Ein unvollkommener Glaube aber ist wie ein Hemmschuh und bringt manchen zu Fall.' Diesem letzten Satz kann ich jetzt völlig zustimmen. Meinem liebenden Heiland zu gestatten, seinen Willen in mir zu wirken - nämlich meine Heiligung -, das ist es, wofür ich durch seine Gnade leben sollte. In ihm bleiben, nicht streben oder sich abmühen. Sondern wegschauen und zu ihm hin, ihm vertrauen für die gegenwärtige Kraft... in der Liebe eines allmächtigen Heilands ruhen, in der Freude einer vollkommenen Erlösung 'von allen Sünden'. Das alles ist nicht neu, und doch ist es für mich neu. Ich meine, das Dämmern eines neuen Tages wäre über mir hereingebrochen. Ich begrüße ihn mit Zittern, doch mit Vertrauen... Christus ist mir jetzt buchstäblich alles, die Kraft, die einzige Kraft zum Dienst, der einzige Grund für unwandelbare Freude..."(18)

Taylor hatte ganz offensichtlich durch das Lesen dieses Briefes ein "Krisiserlebnis", durch das er erkannte, daß Heiligung nicht in eigener Kraft, sondern im Glauben an das getane Werk Christi geschieht. Diese Erkenntnis gab seinem Dienst und Leben eine ganz neue Qualität. Eigentlich sollte solche Erkenntnis bei der Bekehrung erfolgen, und damit wäre kein besonderes Krisiserlebnis erforderlich - aber die modernen Rituale der Bekehrung zu Jesus Christus sind häufig nicht das, was die Christen des Neuen Testamentes unter Umkehr verstanden und getan haben. Aus diesem Grund "holt" Gott so manches "nach". Der Fehler der Heiligungsbewegung war gewesen, aus dem Krisiserlebnis ein "Schema" zu machen - aber was ist schlimmer: ein Schema zu haben oder eine Sache ganz zu verpassen ?

Unbekannter Autor mit leichten sprachlichen Anpassungen von Frank Vornheder

(15) Howard u. G. Taylor: Das geistliche Geheimnis Hudson Taylors. Bad Liebenzell 1974, S. 112. / (16) Ebd., S. 115. / (17) Ebd., S. 114. / (18) Ebd., S. 113.

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