Das Vaterherz Gottes [Post 35]

Der kleine Bub macht seine ersten Gehversuche. Vor ein paar Tagen hatte er begonnen sich im Wohnzimmer am Sofa hochzuziehen. Erst hatte es nicht so recht funktionieren wollen und immer wieder war er auf seinen Hosenboden geplumpst, aber nun stand er da, auf ganz wackligen Knien und hielt sich verbissen an der kleinen Naht des Sofas fest. Immer leicht schaukelnd hatte er nun die ungeteilte Aufmerksamkeit der ganzen Familie und schien dies sichtlich zu geniessen. Nur der Vater schaute nicht so ganz glücklich. Er ist doch schon 12 Monate alt, andere Kinder können das zum Teil schon mit 10 Monaten. Er war gar nicht zufrieden, sollte doch der Sohn in seiner Entwicklung schon weiter sein.Ein paar Jahre später macht der Bub seine ersten Versuche auf dem Velo. Wieder steht der Papa am Strassenrand und schaut mit versteinerter Miene zu. „Das klappt ja noch gar nicht“, hört man ihn ab und an vor sich hinreden. „Immer noch so wackelig und das Bremsen klappt auch noch nicht“. Er senkt seinen Blick und schüttelt den Kopf. Der kleine Bub sieht dies und ist verzweifelt. Er bekommt es einfach nicht besser hin, es will einfach nicht gelingen. Der Papa will immer so viel, und ist nie so recht zufrieden mit ihm. Er ist ganz verzweifelt. Auch in der Schule geht es nicht so richtig voran. Die Noten sind nicht so gut wie der Papa es gerne hätte. Ständig muss er daheim noch am Abend mit dem Papa lernen, weil die Leitungen nicht ausreichend sind. Und niemals gibt es Komplimente oder Anerkennung weil das erwartete Niveau einfach nicht erfüllt wird. Liebe von Papa, das hat er schnell gelernt, das hat etwas mit Leistung und Erwartungserfüllung zu tun. Aber davon bekommt er so wenig. 
Geht der himmlische Vater so mit uns um, dass immer dann, wenn ich zu ihm komme, er mir mein Versagen vorhält und mich beständig daran erinnert worin ich mich verbessern könnte? Nein, ganz sicher nicht. Nur wir „ticken“ durch unsere Prägungen in dieser Welt recht oft so. Wir haben das zutiefst menschliche Verlangen im Herzen entwickelt, aus unserer Kraft und unseren Leistungen heraus gut genug für den Vater zu sein, damit er uns für diese „Werke“ seine Anerkennung gibt. Im Grunde wollen wir, wie der „daheim gebliebene Sohn“, uns die Liebe des Vaters verdienen. Welch schlechte Entwicklung dies im geistlichen Leben nimmt können wir in dem Gleichnis (Lk.15) sehen. Nein, so funktioniert die Liebe des himmlischen Vaters nicht. In dem Gleichnis vom Weinstock erklärt Jesus ausdrücklich, das jede Veränderung und damit jedes Wachstum aus der Beziehung und Abhängigkeit zu ihm geschieht und nicht aus der Anstrengung der Reben. Das ist die schonungslose Ehrlichkeit Gottes, die uns im Neuen Testament entgegenkommt. Sie zeigt uns wie unsinnig es ist, wie die Pharisäer und Schriftgelehrten Gott mit Leistung gefallen zu wollen. (Der Hebräerbief nennt dies die „toten Werke“ - Hebr.6,1) Wenn Gott also mit mir schonungslos ehrlich ist, dann hält er mir nicht mein Versagen und meine Fehlerhaftigkeit vor, sondern dann sieht er mich mit den Augen des liebenden Vaters an. Und immer, wenn ich dann wieder einmal versuche auf dem „Acker des daheim gebliebenen Bruders“ meine Leistungen erbringen und väterliche Anerkennung zu verdienen, dann zeigt er mir auf, wie unsinnig dies ist. Das alleine die Gemeinschaft mit dem Sohn mich durch die Kraft des Heiligen Geistes zurecht bringt. Nein, er ist nicht knurrig wie der Vater in dem Beispiel, sondern er freut sich über die die ersten Schreibversuche seines Kindes wie ein verrückt, auch wenn man noch gar nichts lesen kann. Man wird kein „Das hättest du besser können“ zu hören bekommen – weil die Gemeinschaft mit ihm verändert und nicht die Anstrengung. 

Bleibt fest mit mir verbunden, und ich werde ebenso mit euch verbunden bleiben! Denn so wie eine Rebe nur am Weinstock Früchte tragen kann, so werdet auch ihr nur Frucht bringen, wenn ihr mit mir verbunden bleibt. ‭‬‬ 
Johannes‬ ‭15‬:‭4‬ HFA‬‬‬‬ 

Dagegen bringt der Geist Gottes in unserem Leben nur Gutes hervor: Liebe und Freude, Frieden und Geduld, Freundlichkeit, Güte und Treue, Besonnenheit und Selbstbeherrschung. Ist das bei euch so? Dann kann kein Gesetz mehr etwas von euch fordern! Galaterbrief‬ ‭5‬:‭22-23‬ HFA‬‬‬‬



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