Fliegen lernen [Post 58]

In der Bibel ist "Warten" so eng mit dem "Glauben" verbunden, dass die Worte manchmal austauschbar sind. 43 mal allein im Alten Testament wird das Volk Israel zum "Warten" angehalten. Warum? Warum lässt Gott uns warten? Wenn er doch alles tun kann, warum bringt er uns keine Hilfe und keine Erleichterung und antwortet jetzt sofort? Wahrscheinlich ist es so, dass das, was Gott in uns tut, während wir warten, mindestens so wichtig ist wie das, worauf wir warten...... Aber biblisches "Warten" ist nichts Passives. Es ist keine Möglichkeit die unbequeme Realität zu umgehen oder vor meinen Problemen zu fliehen. Auf Gott zu warten, verlangt nach geduldigem Vertrauen. Glaube ich, dass Gott gute Gründe dafür hat, wenn er zu mir sagt: "Warte!" ? Mache ich mir klar, dass die Dinge für Gott anders ausgesehen, weil er sie aus der Perspektive der Ewigkeit sieht? Auf den Herren zu warten ist ein zufriedenes, diszipliniertes, erwartungsvolles, aktives und manchmal schmerzliches Klammern an Gott. Auf Gott zu warten ist die kontinuierliche, täglich neue Entscheidung: "Ich will dir vertrauen und ich werde dir gehorchen. Auch wenn die Umstände meines Lebens nicht so sind, wie ich will, und vielleicht auch nie so werden, setze ich alles auf dich. Ich habe keinen Plan B." Und wie sieht das praktisch aus, im geduldigen Vertrauen zu warten? Henri Nouwen schrieb einmal über Trapez-Artisten im Zirkus. Zwischen Fänger und Flieger besteht eine ganz besondere Beziehung, ein absolutes Vertrauensverhältnis. Denn der Flieger muss alles darauf setzen, dass auf den Fänger Verlass ist. Er schwingt an seinem Trapez hoch über der Menge. Und schliesslich, im entscheidenden Moment, lässt der Flieger die sichere Trapezstange los und schwebt für einen Augenblick im Nichts. Es ist zu spät, um zurückzuschrecken. Es ist aber auch zu früh, um von den Armen des Sängers gerettet zu werden. Er kann nur warten: "Der Flieger darf niemals versuchen, nach dem Finger zu greifen, erzählt der Trapezkünstler, er muss in absolutem Vertrauen warten. Der Finger wird ihn fangen - aber er muss warten. Auf keinen Fall darf er ängstlich mit den Armen rudern; Das wäre sein Tod. Seine Aufgabe ist es, abzuwarten, und das kann sehr schwer sein!" Vielleicht befinden Sie sich gerade jetzt in dieser hoch verletzlichen Phase. Sie mussten etwas loslassen oder haben ihre Sicherheiten verloren. Doch sie merken noch nichts davon, dass Gottes Hand sie auffängt. Werden Sie in absolutem Vertrauen warten? Werden Sie Geduld haben? John Ortberg in "Das Leben, nach dem du dich sehnst", Gerth Medien, Asslar



Creative Commons LizenzvertragAlle Beiträge, auch ältere, erhalten Sie unter: Willkommen im Land der Ruhe
Dieser Beitrag von Pfr. Frank Vornheder ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen gestattet - International Lizenz 4.0. Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter http://land-der-ruhe.blogspot.ch erhalten.

Kommentare