Gelegenheiten erkennen-Teil1 [Post 114]

Kennst du das auch von dir, diesen Ärger über sich selbst, über die verpassten Gelegenheiten? Aus meinem eigenen Leben kenne ich so etwas zu gut. Einige von diesen verpassten Gelegenheiten waren so eindrücklich, dass man sie nicht mehr vergessen kann. Auch über Jahre bleiben sie immer in Erinnerung. 

Es war an einem 6.Dezember vor sehr vielen Jahre. Ich kann mich noch so gut erinnern, weil unsere Kinder noch klein waren, und wir ihnen am Morgen den Nikolausstifel gefüllt hingestellt hatten. Es war die Zeit in meinem Leben, als ich noch als junger Mann für unser Unternehmen die Kunden aufsuchte und daher jeden Tag auf der Landstrasse unterwegs war. 
Den ganzen Tag hatte es bereits in Strömen geregnet und das Wasser stand wie ein See auf den Strassen. Zum Abend hin war in in der nächst grösseren Nachbarstadt unterwegs. Es war bereits dunkel geworden und die Strassenlaternen spendeten nur wenig Licht in dem Dunkel des strömenden Regens. Ich wollte nur noch eines: endlich nach Hause kommen und Feierabend machen. Jedoch wollten dies tausende andere Autofahrer auch, so dass es recht voll und gefährlich auf den Strassen zuging.
Als ich die breit ausgebaute, vierspuren Strasse Stadtauswärts fuhr, sah ich plötzlich im gelblichen Lichtschein der nächsten Strassenlaterne eine alte Frau, die einen ebenso alten Mann im Rollstuhl durch den strömenden Regen schob. Als ich näher kam konnte ich erkennen, wie der starke Regen die beiden völlig durchnässt hatte und das Wasser aus den Kleider wieder herauslief. Ich weiss noch, das ich mich sofort fragte warum die Frau wohl bei diesem Wetter, zu dieser Tageszeit den Rollstuhl durch die Stadt schieben musste? Als ich mit dem PKW dann auf ihrer Höhe war, sah ich noch gerade aus dem Augenwinkel, dass der Rollstuhl ein Rad verlor und zur Seite kippte. 
Nun überschlugen sich meine Gedanken. Noch beim Fahren überlegte ich ob ich wohl anhalten sollte? Wie ich auf diesem Strassenstück anhalten konnte ohne einen Unfall der nachfolgenden Fahrzeuge zu provozieren? Ob ich geeignetes Werkzeug dabei hätte. ..... Doch dann ..... war ich an der Stelle schon lange vorbei. Nun ärgerte ich mich über mich selbst: Warum hatte ich nicht einfach auf die Bremse getreten und war angehalten? Warum hatte ich nicht im Affekt reagiert? Eigentlich hätte ich dies doch als Christ tun müssen? 
An der nächsten Kreuzung drehte ich wieder um, um nun zu der Stelle zurück zu fahren, wo die beiden liegen geblieben waren. Doch als ich nach kurzer Zeit dort ankam, waren die beiden schon verschwunden. Jetzt konnte ich mich erst recht über mich selber ärgern. Ich hatte eine sehr gute Gelegenheit verpasst Gottes Liebe in diese Welt hinein zu tragen.

Später lernte ich nach und nach, dass Gott mir für meine geistliche Ausbildung solche Gelegenheiten über den Weg schickte. Ich sollte lernen in seinen vorbereiteten Werken zu leben. Sie waren Teil seiner Jüngerschaftsausbildung für mich und sind teil seines Trainings bis heute. Denn nur nicht das du nun denkst, dass ich nach so vielen Jahren im Erkennen der Gelegenheiten fertig bin. Auch heute kann ich immer wieder solche verpassten Gelegenheiten in meinem Leben entdecken, und mich darüber sehr ärgern. 

Noch vor wenigen Jahren, war ich als Pfarrer mit meiner Gemeindeleitung auf einer Rückreise mit dem Zug unterwegs. Als wir in Basel SBB umsteigen mussten, sprach mich auf dem Perron ein junger Mann an: "Hast du mal nen Stutz"? (Eine 1 Franken Münze) Da ich vom Tag recht erschöpft war und mir auch nach mehr als 8 Stunden Gesprächen nicht mehr der Sinn nach noch mehr Reden stand, winkte ich mit der Hand nur ab. Eine Frau unserer Gruppe bekam dies mit einem Ohr mit, drehte sich um und sagte zu dem jungen Mann: Darf ich dich nach MacDonald einladen? Dieser nickte nur ganz begeistert. Sie drehte sich dann noch kurz zu uns um und sagte nur: "Ich komme später nach", und war schon auf dem Weg nach MacDonald. Ich kann kaum beschreiben wie beschämt ich war. War ich nicht derjenige, der durch sein Vorbild andere motivieren sollte Gottes Gelegenheiten zu ergreifen? Stattdessen musste ich wieder einmal eine Lektion bekommen. 

Natürlich ist es mir heute möglich sehr viele von diesen Gottes-Gelegenheiten zu erkennen. Aber ich erkennen sie halt nicht alle. Immer wieder kommt mir im Nachhinein in den Sinn: "Hättest du doch nur...". 

Wenn ich über dieses Thema predige, oder davon bei anderen Gelegenheiten erzähle, schauen immer wieder Christen mich ganz ungläubg an: "So genau und präzise kann man sich vom Heiligen Geist leiten lassen? So direkt spricht dieser in unser Leben hinein?" Ja, genau so wirkt der Heilige Geist in unserem Leben. Jesus hat dies seinen Jüngern mit auf den weg gegeben: 

Ich nenne euch Freunde und nicht mehr Diener. Denn ein Diener weiß nicht, was sein Herr tut; ich aber habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. (‭Joh.15‬,15‬)

Einige meinen es handelt sich hier ausschliesslich um die Gleichnisse und Lehren, die Jesus gesagt hat und die in der Bibel überliefert sind. Als wäre dies "mitgeteil habe" abgeschlossen. Doch wenn wir in der Schrift weiterschauen können wir erkennen, dass dieses Reden Gottes durch den Heilgen Geist heute noch anhält. Bis in unsere Tage sind wir Freunde Jesus, und er bezieht uns in seine Pläne und Vorhaben mit ein. 
   
Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen. (‭Eph.2‬,10‬) 

Durch das Reden des Heiligen Geistes können wir erkennen, WAS Gott vorbereitet hat. Manchmal drängt mich der Heilige Geist dann einige Zeit dch endlich das Geplante auszuführen. Manchmal aber ist es notwendig SOFORT zu reagieren, da sonst die Gelegenheit nicht mehr da ist. 

Als ich in jungen Jahren diese Leitung des Heiligen Geistes in meinem Leben entdeckte, musste ich recht schnell feststellen, dass dies ein unbequemer Lebensstil ist. Ausserdem kostete es Zeit, Kraft, Geld und vieles mehr. Zudem brachte mich diese Lebensführung immer wieder in Schwierigkeiten. Wenn du also viel Wert auf Bequemlichkeit legst, deine Finanzen und anderen Rescourchen im Griff behalten möchtest und am liebsten allen Schwierigkeiten aus dem Weg gehen möchtest, dann solltest du hier aufhören zu lesen und dich nun wieder der Tageszeitung widmen. 

Allen anderen jedoch, möchte ich aufzeigen wie man in diesen Lebensstil hineinwachsen kann. Die Details dazu kommen morgen im zweiten Teil.  
  

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