Kein Märli vom bösen Wolf! [Post 165]



"Der böse Wolf geht um, sei ganz vorsichtig!" Dieses lernten die kleinen Kinder zur Zeit der Märchenerzähler Jakob und Wilhelm Grimm, also etwa vor 150 Jahren. Doch so neu war die erzieherische Botschaft dieser Geschichte nicht. Bereits Jesus berichtete seinen Zuhörern von den bösen Wölfen, vor denen sich die Gläubigen in Acht nehmen sollten. Er warte seine Zuhörer vor den Wölfen und gibt ihnen Erkennungskriterien an die Hand.

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"Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie kommen im Schafskleid zu euch, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe".
Matthäus 7,15 - NGU2011


Falsche Propheten werden bei Jesus "böse Wölfe" genannt. Grundsätzlich sind Propheten Männer oder auch Frauen, die Gottes Reden zu den Menschen bringen. Sie verkünden den Menschen das, was der Herr ihnen aufgetragen hat. Falsche Propheten geben sich als "Gottes-Wort-Verkünder" aus, sind es aber nicht. Es sind Männer die Angst schüren und mit Droh-Gesten einen eigenen Vorteil (wie Finanzen oder Dienste) erzielen. Sie benutzen die Bibel NICHT um den Zuhörer in ein Liebesverhältnis zu Gott dem Vater zu führen, sondern um Angst zu produzieren. Der Vorteil für diese "falschen Propheten"? Ihre Zuhörer dienen und spenden sehr bereitwillig. 

Um die Zuhörer zu solchem dienenden Gehorsam zu bewegen, missbrauchen sie die Bibel indem sie den Inhalt aus dem Gesamtzusammenhang reissen. Zum Beispiel:


Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gelegt, und jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. - Matthäus 3:10 NGU2011

Mit solche einer biblischen Aussage kann man die Zuhörer aus der Gnade vertreiben und in die Wüste der Toten Werke jagen. "Du musst .... die guten Früchte deines Lebens bringen oder du wirst von Gott verworfen. Ist die Axt schon an deine Wurzel gelegt? Ist dein Spenden ausreichend? Dienst du genug in der Gemeinde?"

Solche Verkündigung ist wirklich böse und eines Wolfes angemessen - und doch passiert sie immer wieder. Wie viele Prediger haben ihre Kirchen mit solcher Botschaft zu Stabilität und Wohlstand gepredigt. Gedroht wird mit geistlichem Fluch, Freundschaftsentzug und Exkommunution. Doch eigentlich ist es eine Schande für das Reich Gottes.

Bei der Androhung "der Axt an der Wurzel" spricht Johannes der Täufer zu den Pharisäern und Schriftgelehrten, die beharrlich das Volk Israel vom echten Glauben fern gehalten haben. Auf dem Sinai gab Gott seinem Volk das Gesetz um die Sünde des "Nichtvertrauens auf Gott" zu entlarven und ihnen die Notwendigkeit der Gnade aufzuzeigen. Doch sie weigerten sich standhaft umzukehren. Stattdessen wurden sie immer selbstgerechter, da sie meinten ihre selbst produzierte Gerechtigkeit würde vor Gott ausreichen.

Es kamen auch viele Pharisäer und Sadduzäer zu Johannes, um sich taufen zu lassen. Zu ihnen sagte er: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken gebracht, ihr könntet dem kommenden Gericht entgehen? Bringt Frucht, die zeigt, dass es euch mit der Umkehr ernst ist, und meint nicht, ihr könntet euch darauf berufen, dass ihr Abraham zum Vater habt. Ich sage euch: Gott kann Abraham aus diesen Steinen hier Kinder erwecken. Matthäus 3,7-9 - NGU2011

Die Predigt des Johannes richtet sich NICHT an Jünger Jesu, sondern sondern an die, die das Gottesvolk in der religiösen Sklaverei gebunden hielten.

Jesus wiederholte später diese Ausdrucksform in Bezug auf die religiöse Klasse in Israel:

Ihr Schlangen, ihr Natternbrut! Wie wollt ihr dem Gericht entgehen und verhindern, dass ihr in die Hölle geworfen werdet? - Matthäus 23,33 - NGU2011

Jesus hatte keinen netten Worte für die "die Gnade verachtenden Pharisäer und Schriftgelehrten" übrig, denn sie richteten grossen Schaden an. Er drohte ihnen mit der Axt an der Wurzel, das der Stammbaum, auf den sie so stolz waren, gefällt würde.

Als prophetische Handlung verfluchte er den Feigenbaum auf dem Wege, damit die führenden Juden nicht nur das Gleichnis von der Axt hörten, sondern auch SEHEN konnten wie es ihnen ergehen würde, wenn sie sie weiter weigern würden, die Gnade Gottes anzunehmen.

und als er am Straßenrand einen Feigenbaum sah, ging er hin, fand aber nichts als Blätter daran. Da sagte er zu dem Baum: »Nie wieder sollst du Früchte tragen!« Und augenblicklich verdorrte der Baum.- Matthäus 21,19 - NGU2011

Eines der eindrücklichsten Gleichnisse ist jedoch Jesu Rede von Feigenbaum, dem noch eine Galgenfrist gegeben wird, indem er noch ein Jahr Zeit bekommt.

Dann erzählte Jesus folgendes Gleichnis: »Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum stehen; doch wenn er kam und sehen wollte, ob der Baum Früchte trug, fand er keine. Schließlich sagte er zu dem Gärtner, der den Weinberg pflegte: »Schon drei Jahre komme ich jetzt, um zu sehen, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde keine. Hau ihn um! Warum soll er den Boden noch länger aussaugen? ‹ – ›Herr‹, erwiderte der Gärtner, ›lass ihn noch dieses Jahr stehen. Ich will die Erde um ihn herum ´noch einmal` umgraben und düngen. Vielleicht trägt er dann nächstes Jahr Früchte – wenn nicht, kannst du ihn umhauen.‹« - Lukas 13,6-9 NGU2011

Drei Jahre war Jesus im Dienst unter ihnen und verkündete die Notwendigkeit des Vertrauens auf die Gnade Gottes, jedoch wollte sich keine Frucht einstellen. Die jüdischen Führer lehnten Jesus und damit die Rechtfertigung aufgrund dessen, was Jesus am Kreuz tat, ab. Nein, lieber wollten sie aus eigener Kraft vor Gott gerecht werden. Nach dem Tod auf Gogatha bekamen sie nochmals ein Jahr Restfrist zugesprochen, indem sie nun sehen konnten wie die Jünger in der Kraft des Heiligen Geistes wirkten. Aber auch in diesem Jahr stellten sie sich gegen die Botschaft. Die Zerstörung Jerusalems und der Fall Israels ist eine traurige und tragische Geschichte, die der ganzen Welt als Warnung dienen sollte.

Aber es ist NIEMALS eine Drohung für die, die ihr Vertrauen auf die Gnade Gottes in Jesus setzen. Der gute Hirte wird niemals seine Kinder mit Peitsche oder Stockhieben disziplinieren, damit sie auch genau das tun, was er verlangt. Dann wäre er Gott NICHT der liebende Vater, SONDERN der harte Sklaventreiber und alles das, was Jesus über seinen Vater gesagt hatte, würde nicht stimmen.




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