Gute Religion ? [Post 170]


Religion ist schlecht - grundsätzlich, schon alleine per Definition. Dies drückt sich bereits in der Wortherkunft aus dem lateinischen Wort "Religare" aus. Inhaltlich bedeutet dieses Religare ein "sich selber zurückbinden" und meint damit eine Art "sich selber in Knechtschaft, oder besser Sklavenschaft zu nehmen".
Interessanterweise wird in einiger Übersetzungssoftware auf dem Computer das gleiche Wort (Religare) mit "Krawatte" übersetzt. Erst hatte ich gedacht dies sei ein Fehler in der Software, doch dann fiel mir auf, dass man ja mit einer Krawatte ebenfalls sich selber den Hals "abbindet". Nicht umsonst hiessen Krawatten früher "Binder".
Somit wird erkennbar, dass Religion grundsätzlich nicht gut ist, denn es bedeutet immer das man sich selber "abbinden" (oder in Zucht nehmen) muss. Egal in welcher Religion auch immer, der sich wiederholende Grundgedanke ist, dass man "um Gott wohlgefällig zu stimmen" schwere selbstzüchtende Leistungen erbringen muss.
Als Jesus auf diesem Planeten erschien, hat er den Menschen die Befreiung von jeder Form von Religion gebracht. Insbesondere der Religion der Juden, die durch die Pharisäer beim Volk hochgehalten wurde.  

Sie (die Schriftgelehrten und Pharisäer) binden schwere Lasten zusammen, die man kaum tragen kann, und laden sie den Menschen auf die Schultern; doch sie selbst denken nicht daran, diese Lasten (selber) auch nur anzurühren. 
Matthäus 23,4 - NGU2011

Jesus nahm die Menschen seiner Zeit als Gebundene der schweren Ketten einer Religion wahr. Aus diesem Grunde herrschte grosse Freude wo immer auch die befreiende Botschaft des Evangeliums verkündet wurde: Das Vertrauen auf den absolut ausreichenden Opfertod Christi macht jeden Menschen vor Gott gerecht - was  das eigene Bemühen um Gerechtigkeit durch "sich selber abbinden" (züchtigen) nicht leisten konnte. Jesus versprach allen, die auf ihn vertrauten: "Ich mache euch heilig, so dass ihr sündlos und gerecht vor Gott seid". Nicht aus eigener Kraft und Anstrengung (und in eigener Zurückbindung), sondern durch das Vertrauen auf sein Blut am Kreuz können wir tadellos vor Gott stehen.
 
So könnte man meinen, dass die Botschaft im Evangelium ganz klar ist. Doch dann kommt Jakobus und schreibt in seinem Brief davon, dass es eine gute Religion gibt! 


Echte und untadelige Frömmigkeit (Religion), die vor Gott, dem Vater, bestehen kann, zeigt sich darin, dass man Waisen und Witwen in ihrer Not beisteht und sich vom gottlosen Treiben dieser Welt nicht beschmutzen lässt. - Jakobus 1:27 NGU2011

Unglaublich! Jesus hat die Menschen von der Religion befreit, und dann kommt Jakobus und sagt es gibt eine Religion, eine eigene Anstrengung, die uns hilft vor Gott zu bestehen. Wie kann das sein? Irrt Jakobus? 
Nein, ich denke die Fragestellung ist falsch. Könnte es sein, dass wir den Text aus einem "falschen Blickwinkel" lesen? Denn zu diesem Vers gibt es zwei Möglichkeiten ihn zu verstehen. 

Die 1. Leseart dieses Verses mit dem Inhalt: Religion ist gut. 
Das würde bedeuten: Vergiss die bedingungslose und absolut ausreichende Gnade Gottes, vergiss das Blut Jesu, dass alleine ausreichend ist, denn was den Herrn wirklich beeindruckt (und deine Errettung sichert) ist der Besuch von Waisen und Witwen. Du solltest beständig um die Häsuser ziehen und auf der Lauer sei um diesen Menschen zu dienen. Du hast heute noch keinem Waisen gedient? Wirklich ein schlechter Tag ... Und um dann ganz sicher zu gehen, dass dein Lebensstil für die Aufnahme in der Ewigkeit bei Gott ausreicht musst du dich dann auch noch von der "Welt unbefleckt" halten. Du darfst also nichts (falsches) trinken, nicht zu viel essen (und nur das richtige) und vor allem nicht bei den Sündern sitzen (im Volksmud:"mit ihnen abhängen"). Kurz, du darfst mindestens die Hälfte von dem, was Jesus regelmässig machte, nicht tun.  
Das Gesetz in dem die Juden zur Zeit Jesu lebten, war wie ein Punktesystem aufgebaut. (Wie in der Kama-Lehre der asiatischen Religionen). Machst du das Richtige bekommst du Punkte hinzu, machst du das Falsche, dann werden dir Punkte auf deinem himmlischen Konto abgezogen. Im alten jüdischen Bund könnte man sich durch das richtige Handeln Punkte bei Gott für sein eigene Erlösung in der Ewigkeit verdienen. Solche Ermahnungen, den Bedürftigen zu helfen und die böse Welt zu meiden, gehörten zu dem "Punktesystem" des Gesetzes. Hier die passende Anweisung aus dem Gesetz:  

Wenn du auf deinem Feld geerntet und eine Garbe auf dem Feld vergessen hast, so sollst du nicht umkehren, um sie zu holen, sondern sie soll dem Fremdling, der Waise und der Witwe gehören, damit dich der Herr, dein Gott, segnet in allem Werk deiner Hände. Wenn du deine Oliven abgeschlagen hast, so sollst du danach nicht die Zweige absuchen; es soll dem Fremdling, der Waise und der Witwe gehören. Wenn du deinen Weinberg gelesen hast, so sollst du danach nicht Nachlese halten; es soll dem Fremdling, der Waise und der Witwe gehören. - 5. Mose 24,19-21 SCH2000

Jakobus war ein Jude und er schreibt seinen Brief an Juden die mit dem Gesetz des Mose vertraut sind. Darum ist die Frage berechtigt: hat Jakobus das Gesetz predigt? Ist sein Brief am Ende des Neuen Testament nun das Ende der freien Gnade Gottes?

Niemals! Jakobus schreibt vorher von Gott "der großzügig gibt" (V. 5), der uns "jedes gute und perfekte Geschenk" geben möchte(V.17), und berichtet von dem lebendigen Wort des Gottessohnes (v.20-22). Nein, Jakobus verramscht nicht die radikale Gnade Gottes, sondern er zieht eine dicke, fette Linie zwischen dem Gesetz des Mose, und dem vollkommenen Gesetz der Freiheit (das uns alle völlig frei machen möchte) (V. 25). Wir müssen bedenken, dass Jakobus mit seinem Brief eine andere Zielgruppe erreichen möchte, als Paulus in seinen Briefen. Paulus predigte den Heiden; Jakobus predigte den Juden. Paulus predigte zu Menschen, die nie das Gesetz hatten (und es womöglich nicht einmal richtig kannten); Jakobus predigte zu denen, die stolz darauf waren es einzuhalten. Deshalb sagt er: Wenn jemand unter euch denkt, dass er religiös ist ... (Jak 1,26) Mit anderen Worten, "Religion zählt nichts, jedoch, wenn du darauf bestehst religiös sein zu wollen, dann will ich dir zeigen wie du es kannst. Und dann? Kommt Jakobus dann mit den Zehn Geboten? Nein. Bringt er dann die ganzen 613 zeremonielle Bräuche zurück? Nein. Alles, was er denen empfiehlt, die religiös sein wollen, sind zwei Anweisungen. 

Erstens, kümmern sich um die Waisen und Witwen, nicht weil diese das Werk Jesu am Kreuz ersetzen, sondern weil sie ohne diesen Dienst sterben würden. Zu der Zeit des Briefes war in Jerusalem eine grosse Hungersnot (Apg 11,28). Vermutlich hast du noch niemals eine Hungersnot erlebt, doch führe dir einmal solche Situation vor Augen. Tagelang gab es kein Essen, und das bedeutet, dass du ganz langsam und vor allem qualvoll sterben würdest. Die ersten, die von diesem qualvollem Lebensende betroffen sein würden, sind diejenigen ohne Ernährer, nämlich der Waisen und Witwen. 
Paulus hat in diesen Tagen die ganze Welt bereist, um Geld für die hungernden Heiligen in Jerusalem zu sammeln (Röm 15: 25-26). Doch niemand wird Paulus, den Gnadenapostel, deswegen religiös nennen. Die Botschaft des Jakobus muss daher folgender massen verstanden werden: "Jungs wenn ihr wirklich stolz auf eure Religiösität sein wollt, dann helft den hungernden Armen!" Amen.

Der zweite Aspekt des "sich von der Welt unbefleckt, halten" meint nicht einen Rückzug in religiösen Cliquen in dem pharisäischen Sinne, sondern in dem Sinne von "in der Welt, aber nicht von ihr" zu sein. Jakobus nimmt mit dieser Aufforderung auf eine Aussage Jesu Bezug, der in Matthäus 16.26 sagt ("Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber seine Seele verliert"). Paulus sagt dazu in  2. Korinther 6: 14-17 (" Nicht in einem Joch mit Ungläubigen zu sein .... "). Dieser Weltweg meint ein "sich über Selbstverbesserung voranzutreiben und dabei selber in Ketten legen". Nenn es Religion oder Karriere oder was auch immer. Eben aus dem Leben, was man selber leistet, anstelle aus der Gnade des liebenden Vaters zu leben, das ist das Leben im Fleisch (oder in der Welt / nach der Weltordnung.    Religion versklavt zu einem Leben in dieser Ordnung, aber Jesus starb, um dich frei von jeder religiösen Bindungen zu machen, damit du in der Gnade leben kannst. So nutze deine Freiheit um anderen in Liebe zu dienen - vor allem die Waisen und Witwen oder wer in deinem Umfeld auch immer durch schwere Zeiten gehen muss.

Auf Grundlage einer Veröffentlichung von Dr. Paul Ellis
  

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